Sehr geehtrer Herr Posth,
ich habe im Juli meinen Sohn in der 35. SSW bekommen. Nach vorzeitigem Blasensprung sind in der Wehenphase die Herztöne ausgefallen und er kam per Kaiserschnitt, ist aber gesund und fit seitdem, konnte auch per rooming in direkt mit zu mir. Wir waren ca. eine (stressige) Woche im KH bevor er entlassen wurde.
Seit der zweiten Woche hat er Schlafprobleme. Zunächst schlief er tags nur im KiWa/Tragetuch, seit ca. einem Monat nun auch kein KiWa mehr. Im Tragetuch nur noch etwa 20Min. Zuhause bekomme ich ihn kaum zum schlafen, er schläft beim Stillen ein und dann auch etwa 20min WENN ich es schaffe ganz still zu halten. Sobald ich versuche ihn ins Bett zu legen (schlafend oder wach) schreit er wie verrückt. Er wacht auch häufig auf meinem Arm auf mit weitaufgerissenen Augen und Moro-Reflex.
Abends klappt es recht gut, er schläft zw. 19 und 20h früher bis zw 6 und 7 durch, inzwischen mit einer stillunterbrechung bis zw. 4 und 5h. Er ist deswegen häufig müde.
von
Sommermami
am 25.11.2013, 08:47
Antwort auf:
Schlafproblem tagsüber/Trennungsangst?
Hallo, Ihr Sohn kommt jetzt mehr und mehr mit seiner Entwicklung in die Lage, seine Lebensumwelt immer deutlicher zu registrieren. Seine motorischen Fähigkeiten nehmen zu, und er hat jetzt ein feste Bindung zu Ihnen aufgebaut. Was alle Eltern wissen müssen, dass zu diesem Zeitpunkt das Schlafen der Säuglinge nicht unbedingt besser wird. Fälschlicherweise wird das aber erwartet, weil es auch auf falsche Weise so von vielen Beratern und Beratungsstellen dargestellt wird. Das liegt daran, dass von ihnen das Bindungsprinzip nicht zugrunde gelegt wird.
Also fangen jetzt viele Eltern an , Schlafkonditionierungsmethoden anzuwenden. Das aber ist wegen der hohen Stressbelastung für das Kind und wegen der Gefährdung der Bindung absolut nicht zu empfehlen.
Man braucht als Eltern jetzt ein bisschen Geduld, bis diese Klippe überwunden ist. Tagsüber ist wichtig zu wissen, dass manche Säuglinge eine gewisse Dunkelheit und Ruhe benötigen um einschlafen zu können. Sonst sind sie zu stark abgelenkt. Herumtragen hilft immer dann, wenn sonst nichts mehr hilft und Stillen nicht mehr infrage kommt. Säuglinge wollen in diesem Alter auch nicht alleine im Bettchen liegen. Wird die Tiefschlafphase nicht erreicht, erfolg schnell das Wachwerden um zu kontrollieren, ob die Bindungsperson noch zu erreichen ist, sonst droht Gefahr (gefühlsmäßig). Der Mororeflex (der aber in diesem Alter verschwindet) ist Ausdruck des Erschreckens. Durch Schreien wird die Mutter herbeizitiert. Das ist ein Teil des Überlebensprinzip, das auch in der zivilisierten Welt noch Gültigkeit besitzt.
Neben dem Herumtragen helfen als Systeme, die Bewegung ermöglichen. Da muss man ein bisschen experimentieren, was am besten geht, und das wechselt dann auch plötzlich. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 29.11.2013