Hallo Herr Dr. Posth,
unsere Tochter, 11 Mo, schläft seit sie 7 Mo alt ist, 2x pro Woche bei den Großeltern. Sie ist dann jew. 24 Std. dort. Sie fühlt sich dort auch sehr wohl und hat keine Angst. Der "Abschied" von uns gestaltet sich problemlos. Was mir aber oft weh tut, ist, dass wenn sie Oma sieht, ich quasi sofort abgemeldet bin. Wenn ich sie abhole, sieht sie mich schon an, lacht und freut sich kurz, macht aber i.d.R. da weiter wo ich sie gerade "gestört" habe. Sie kommt selten auf mich zu und will hochgehoben werden. Zuhause angekommen ist sie die erste Zeit manchmal schwer zu beruhigen, wirkt aufgedreht und weint manchmal viel. Manchmal denke ich mir, dass sie sich bei den Großeltern wohler fühlt, weil sich dort einfach mehr gekümmert werden kann. Ich habe Angst, dass sie keine sichere Bindung zu mir aufgebaut hat, und Oma favorisiert. Haben wir zu früh damit angefangen sie wegzugeben?
Viele Grüße + Danke - Sabine
Mitglied inaktiv - 22.08.2011, 09:15
Antwort auf:
Schlafen bei Großeltern - Störung Bindungsaufbau?
Liebe Sabine, der Säugling/das Kind versucht sich immer, an die ihm vorgegebene Situation anzupassen, sonst könnte es nicht überleben. Dafür nimmt es Abstriche an der sicheren Bindung in kauf. Findet es nun eine "Ersatzbetreuung" durch eine andere Person vor, also z.B. die Großmutter, was ja völlig richtig ist, dann bindet es sich auch diese Person und fühlt sich bei ihr wohl (Ersatzbezugsperson). Auf diese Weise unterbleibt das Risiko eine Bindungsunsicherheit am Ende des 1. Lebensjahres. Aber die Mutter muss dafür dann leichte Abstriche in der Zuneigung zu ihr allein in kauf nehmen. Das gibt die Natur so vor. Die Mutter muss ja auch akzeptieren, wenn sich das Kind im 2. Lebensjahr auf einmal ganz stark dem Vater zuwendet (Loslösungsvorbild). Dafür muss der Vater zumeist im 1. Lebensjahr etwas zurückstehen. Das sind also ganz normale Prozesse. Aber die Mutter bleibt trotzdem lebenslang im gewöhnlichen Fall der Familiengestaltung die Hauptbezugsperson. Da können Sie sich drauf verlassen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.08.2011