Hallo.
Mein Sohn ist nun 1 1/2 Jahre alt, und die nächte mit ihm sind der blanke Horror. Tagsüber ist er ein sehr aufgewecktes aktives gesundes Kind. Er geht schon seit einem Jahr in die Krippe. Im Moment, also seit ca. einer Woche ist er nachts alle 1 -2 Stunden Wach. Er schreit dann wie verrückt und es dauert immer eine ganze Weile bis er wieder schläft. Wir haben versucht ihn schreien zu lassen, mit der Hoffnung dass er sich allein beruhigt aber vergebens. Ihm scheint es an nichts zu fehlen, weder durst noch schmerzen, er wird immer lauter und bockiger wenn wir nicht zu ihm kommen. Das Einschlafen so gegen 7.00 Uhr ist gar kein Problem, aber ab Mitternacht ist dann totales Theater. So richtig durchgeschlafen hat er noch nie, aber könnte man das nicht mal so langsam erwarten? Mein Mann und ich sind so langsam am ende unserer Kräfte angelangt. So gegen 5.00 Uhr morgens schläft er nur wieder ein, wenn er eine Flasche Vollmilch bekommt.
Was hat er nur?
Mitglied inaktiv - 18.09.2006, 20:13
Antwort auf:
Schlafen Nachts
Hallo, wenn Ihr Sohn seit 1 Jahr in die Krippe geht, dann ist er natürlich von früh an den Belastungen der Fremdbetreuung ausgesetzt. Da es bis heute in Deutschland kein entwicklungspsychologisch gestütztes Fremdbetreuungskonzept gibt, ist davon auszugehen, daß sich viele Konflikte ansammeln werden, die die Kinder dann austragen werden. Dieses Mangels nehmen sich leider nur die wenigsten an. Es gehörte aber zu den grundlegenden Qualitätsstandarts, ein fachkundiges Konzept auf der Basis der Bindungstheorie und der emotionalen Integration umzusetzen! In Deutschland wird ein neues Auto ungleich mehr auf Qualität getestet als die Fremdbetreuung von unseren Kindern.
Das Problem ist, daß die Folgen der unzureichenden Betreuung erst später auftreten, manchmal sogar erst sehr viel später. Dann aber macht sich keiner mehr die Mühe, die ursächlichen Zusammenhänge zu enttarnen und Wirkung und Ursache wieder zusammenzubringen.
Schlafstörungen, Fütterungstörungen, Unruhe, Übererregbarkeit, Aufmerksamkeitstörungen, Trennungsangst, seelische Verstimmungen, mangelhaftes Selbstbewußtsein und vieles mehr können die Folge sein.
Ihr Sohn müßte zunächst einmal zu seinen Eltern ins Schlafzimmer und sich daran gewöhnen, daß er nun nicht mehr alleine schlafen muß, sondern verloren gegangene Bindunganteile zurück erhält. Möglicherweise wird er erst einmal direkt ins Elternbett wollen, aber eine Nähe zwischen seinem und Ihren Betten würde ihm vielleicht schon genügen. Wenn er spürt, daß Sie bei ihm sind, wenn er mitternachts aufwacht und Angst bekommt, dann wird er lernen, sich selbst zu beruhigen. Aber das wird jetzt eine längerer Prozeß sein, denn einiges ist ja schon schief gelaufen. sie werden etwas Geduld brauchen, Geduld, die sich sehr auszahlen wird. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.09.2006