Frage: Schlafbegleitung

Lieber Dr. Posth! Zuerst einmal Danke für Ihre Arbeit hier! Sie helfen so vielen Eltern! Unser Sohn Felix 6M, die ersten 3M relativ gut geschlafen. Ich konnte ihn hinlegen, er nestelte etwas und schlief ein. Wurde aber immer schlimmer, aus nesteln wurde quengeln und dann weinen. So dass ich mit 3M anfing ihn immer herumzutragen bis er eingeschlafen war. (Ritual auch eingeführt) Dann konnte ich ihn ablegen und er schlief weiter. Seit einigen Wochen wird es aber immer schwerer mit dem Beruhigen. Und er wacht immer wieder auf nachdem ich ihn abgelegt habe obwohl ich immer ausreichend lange warte und ihn oft erst auf meinem Bauch weiter schlafen lasse. Er ist wahnsinnig aufgeregt und zappelig, obwohl wir keinen aufregenden Tagesablauf haben. Ich habe etwas Angst, dass ich etwas falsch mache bei der Schlafbegleitung bzw. dass aus der Koregulation irgendwann Gewöhnung wird.Was kann ich tun um das zu verhindern? bzw. Ist das noch zu früh? Nachts schläft er nach dem Stillen rel. gut wieder ein. Vielen Dank

von LilliPutana am 11.11.2013, 07:34



Antwort auf: Schlafbegleitung

Hallo, die Gewöhnung an bestimmte Abläufe, also das Ritual, ist die Voraussetzung dafür, dass das mit dem ruhigen Einschlafen überhaupt klappt. Alleine würde sich Ihr Sohn ängstigen und schließlich nur mit Angst einschlafen. Also ohne Koregulation geht es nicht. Man kann sich jetzt aber fragen, was die Unruhe vielleicht auslöst. Also z.B. Änderung der Nahrungsaufnahme, die neue Schwierigkeiten bei der Verdauung verursacht, Einschießen der Zähne, ingesamt höherer Aufmerksamkeitsgrad mit starkem Bindungsbedürfnis zur eigenen Absicherung (was es mit etwa 1/2 Jahr neben den Zahnungsproblemen wahrscheinlich am häufigsten ist). Das darf man dann als eine Entwicklungsphase bezeichnen mit der Hoffnung, das sie bald vorübergeht. Die besondere Gunst, auf dem Bauch der Eltern einzuschlafen, kann allerdings etwas verhängnisvoll sein. Das schöne warme Gefühl unmittelbar am Körper der Bindungsperson wird mit dem Schlaf an sich in Verbindung gebracht und dann auch immr wieder begehrt. Wird es dann nicht mehr geboten und kommt der Säugling aus der Tiefschlafphase hoch, dann verlangt er danach. Ein z.B. mit einer Wärmflasche angewärmtes Bettchen müsste es auch tun. Auch wenn es am Anfang vielleicht ein bisschen Protest gibt, sollten Sie es über diese Weg versuchen. Die "Zappeligkeit" entspricht wahrscheinlich seinem sehr lebhaften Temperament. Das charakterisiert ihn doch nur. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.11.2013