Frage: schädelasymmetrie

hallo dr.posth, ich habe bei meinem sohn, 10 wochen, eine schädelasymmetrie festgestellt(rechte seite ist platt). ansonsten bewegt er sich unauffällig und er ist insgesamt von seinen muskeln her ein starkes kerlchen. KA hat bobath verschrieben 10 mal und gesagt es wäre prophylaktisch und nicht so schlimm, das sagte auch die krankengymnastin. meine frage: ist alles nur halb so schlimm oder wollen beide mich nur beruhigen? reichen die 10 termine aus oder braucht er eventuell noch mehr? danke für ihre antwort sabeth

Mitglied inaktiv - 10.05.2005, 14:04



Antwort auf: schädelasymmetrie

Liebe Sabeth, wir haben hier im Forum in letzter Zeit offenbar ein paar eifrige Werberinnen für das KISS beim Säugling. Wahrscheinlich nutzen diese die große Verbreitung meines Forums aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Über KISS habe ich mich hier schon oft geäußert, bitte einmal im Suchlauf nachlesen. KISS ist (aus bekanntem Grund) eine nach wie vor stark orthopädisch ausgerichtete Vorstellung vom Funktionieren der Säuglingsmotorik. In der Neuropädiatrie, also dem Teil der Kinderheilkunde, der sich auch mit den Entwicklungs- und Reifungsvorgängen des Säuglings und Kindes befaßt, ist diese Interpretation der Bewegungsvorgänge eher überflüssig, wenn nicht falsch. Asymmetrien in der Motorik des kleinen Säuglings rühren höchstwahrscheinlich her von der unterschiedlichen Reifung der großen Nervenstränge in den geteilten Hirnhälften. Mit jedem Reifungsschritt in Richtung Willkürmotorik ändert sich notwendigerweise nämlich die zugehörige Muskelspannung. Mit gleichzeitig zunehmender Überkreuzung der motorischen Zentren zwecks Abstimmung auf Hirnebene selbst durch den großen Balken gleichen sich diese Unterschiede aber ebenso aus, wie sie durch seitenspezifische Weiterreifung der großen Nervenstränge mit der Zeit egalisieren. Also streng genommen könnte man einfach abwarten und vielleicht nur für optische Reize auf der weniger bevorzugten Seite sorgen, um letztere zu aktivieren. KG ist aber sinnvoll, um etwaigen Verbiegungen der Wirbelsäule (Sgl.-Skoliose) vorzubeugen. Die Abflachung des Hinterkopfes läßt sich übrigens durch viel Herumtragen deutlich abschwächen, und viel herumtragen ist für den Säugling auch aus bindungspsychologischer Sicht unentbehrlich. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.05.2005



Antwort auf: schädelasymmetrie

Das hatten wir in diesem Alter auch. Es gab KG nach Bobath (auch ca. 10 Termine), letztendlich hat sich aber alles von selbst reguliert. Keine Panik, das ist wirklich ganz häufig und ganz undramatisch. Der Kopf meines Sohnes (1,5 Jahre) ist auch überhaupt nicht mehr deformiert, schon lange nicht mehr. Andrea

Mitglied inaktiv - 10.05.2005, 21:30



Antwort auf: schädelasymmetrie

o.T.

Mitglied inaktiv - 10.05.2005, 21:46



Antwort auf: schädelasymmetrie

Hallo habe zwei Kinder und meine erste sowie meine zweite Tochter hatten das auch. Bei der ersten habe ich 25 KG gemacht und zu Hause ebenfalls.Bei der zweiten habe ich einen anderen KA gehabt und der riet mir, das ich unsere ganzen Gewohnheiten ändern soll!Unsere kleine hatte grundsätzlich zur rechten Seite geguckt, li. die Beuel! Alles in der bevorzugten Stelle uninteressant machen.Von der anderen immer nur ansprechen, Bettchen ins Fußteil,so dass wenn sie was hörte da hin gucken musste! bis dann... Nadine

Mitglied inaktiv - 11.05.2005, 11:24



Antwort auf: schädelasymmetrie

Hallo Lemming, hallo Niki, um das erst einmal klar zu stellen, ich kann in meinem Forum überhaupt nichts löschen. Löschen kann nur der Betreiber des Forums bzw. sein Techniker-Team. Er will damit keine Zensur ausüben, sondern nur unseriöse Beiträge aus den Fragenlisten entfernen. Diesen Standpunkt kann ich mit vertreten ohne darin irgendetwas Ehrenrühriges zu sehen. Das Internet ist doch groß genug für alle Meinungsvertreter. Warum soll ich in meinem Forum etwas vertreten, von dem ich nicht überzeugt bin. Das brauche ich ja in meiner Praxis auch nicht zu tun. Zum Thema KISS: Leider kenne ich etliche gegenteilige Meinungen zur entsprechenden Behandlungsmethode. Aber das allein ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, daß immer mehr "alternative Behandlungsmethoden" besorgten Eltern für ihre Kinder angeboten werden, die neben der allgemein anerkannten und sicher auch ausreichenden Gesundheitsversorge gegen bares Geld und mit hohem Werbeaufwand verkauft werden. Schreiben Sie doch bitte einmal wie teuer eine solche Behandlung ist! Alle diese Methoden scheuen die Auseinandersetzung mit der Wissenschaft, die meiner Meinung nach aber notwendig ist, um als beweiskräftige Heilmethode gelten zu dürfen. Einen anderen Maßstab haben wir nicht, außer dem "Wer heilt hat Recht". Damit aber wird Therapie beliebig, und das kann sich eine selbstkritische Medizin wie übrigens auch Psychologie nicht leisten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.05.2005



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ich muss dr. posth recht geben und verweise auf den artikel www.zeit.de/archiv/2000/35/200035_kiss.xml. der den schönen titel hat: Endlich richtig krank! man sollte sich immer in alle richtungen erkundigen. wenn therapien helfen, die lange und teuer sind kann es dann doch sein, dass "zeit" alle wunden geheilt hat ??!!! gruß sabeth

Mitglied inaktiv - 14.05.2005, 17:07



Antwort auf: schädelasymmetrie

Hallo, ich danke Ihnen sehr für den aufschlußreichen Beitrag, der mir nicht bekannt war. Ich hoffe, er macht viele Eltern hier im Forum zusätzlich nachdenklich. Ich selbst habe mich über die Kritik hinaus bemüht, neurophysiologische Erklärungen für die tatsächlich ja bestehenden Säuglingsasymmetrien zu bieten. Es werden also keine Eltern mit ihren Problemen im Regen stehen gelassen. Kopfhalteasymmetrien sind auch keineswegs eine Bagatelle. Es gibt Erkrankungen der HWS, die wichtig zu wissen und wenn möglich auch zu bahandeln sind, z.b. das durch knöcherne Fehlbildungen hervorrufende Klippel-Feil-Syndrom. Aber die allermeisten Asymmetrien sind funktionell bedingte Reifungsungleichheiten der im Gehirn streng seitengeteilten Motorikbahnen in Verbindung mit der zugehörigen Muskelspannung (Muskeltonus). Also spricht man besser von einem passager zentralmuskulären Hemisyndrom (PZHS). Das hört sich zwar gefährlich an, ist es aber nicht, wenn man die Ursachen versteht. Zur Behandlung ist es nur dann interessant, wenn relevante Auswirkungen auf die Wirbelsäule feststellbar sind, und wenn es nach dem 4. Lebensmonat nicht verschwindet. Die Behauptungen, daß Säuglinge deswegen vermehrt schrien, oder Verhaltensauffälligkeiten dadurch erklärbar wären, sind Phantasieprodukte der Therapeuten und schlichte "Bauernfängerei". Wenn es sich dabei um eine nachweisbare Störung mit Krankheitscharakter handelte, dann müßte das medizinisch bewiesen und anerkannt werden und die entstehenden Kosten von den Krankenkassen übernommen. Um negative Auswirkungen auf die Wirbelsäule zu verhindern, dafür gibt es neurophysiologische Therapie und die wird auch übernommen! Da braucht noch niemand zu zahlen. Die einseitige Abflachung des Hinterkopfes, die die Eltern beunruhigt, geht regelmäßig vollkommen weg, wenn es sich nicht um eine vorzeitige einseitige Verknöcherung der Lambda-Naht handelt, die es auch noch gibt. Ich selbst habe viele Säuglinge in meiner Praxis mit dem PZHS (das Akronym habe ich übrigens selbst erfunden, so einfach geht das!), die überhaupt nicht geschrien haben und deren Asymmetrie nach dem 4. Lebensmonat spontan weg war (ohne Therapie und mit zufriedenen Eltern), und ich habe viele Schreibabys gesehen und erfolgreich behandelt, die völlig gerade waren und deren HWS nie Gegenstand einer kritischen Untersuchung werden mußten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.05.2005



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Herr Posth, ich schätze es hoch an, dass Sie neben ihrer Praxistätigkeit ein offenes Ohr hier im Forum haben. Leider befürchte ich, dass Sie die Zeit für Fortbildungen nicht haben, sonst würden Sie wahrscheinlich über neurophysiologische Vorgänge besser informiert sein. Wo sind eigentlich die interessanten Beiträge von den Befürwortern des Kiss- Syndroms geblieben? Warum schreiben plötzlich diese Leute nicht mehr im Forum? Sie sind nicht etwa gesperrt worden? Immerhin gäbe es keinen Grund dafür. Conny

Mitglied inaktiv - 15.05.2005, 16:33



Antwort auf: schädelasymmetrie

Liebe Conny, haben Sie sich verschrieben, oder wollten Sie mir in Sachen neurophysiologischer Fortbildung aushelfen? Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.05.2005



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Lieber Dr.Posth, für den Anfang empfehle ich Ihnen ein Buch von Sally Goddard:"Greifen und Begreifen". Es gibt auch sehr gute Seiten zum Thema "Kiss".Ich würde mich von einem negativen Bericht nicht beeinflussen lassen. Vielleicht sollten Sie positive Postings nicht löschen sondern eine Diskussion zulassen. Es gibt viele Mütter, die gute Erfahrung mit manueller Therapie gemacht haben. Warum sollte man warten bis es erst zu Entwicklungsverzögerung kommt, wenn man vorbeugen könnte. Conny

Mitglied inaktiv - 15.05.2005, 19:38



Antwort auf: schädelasymmetrie

Liebe Conny, noch einmal: ich lösche hier überhaupt nichts! Das kann nur der Forumsbetreiber. Falls tatsächlich etwas gelöscht wurde, wenden Sie sich bitte an ihn. Außerdem: Neurophysiologie war jahrelanger Bestandteil meiner Ausbildung. Ich habe 1 ganzes Jahr Neuropathologie gemacht, und dabei auch viele Gehirne von verstorbenen Säuglingen und Kindern untersucht. Ob das schön ist, steht hier nicht zur Debatte. Somit besitze ich aber eine guten Überblick über die Entwicklungsvorgänge im menschlichen Gehirn. Das kommt mir bei meiner Arbeit sehr zugute. Auf diese wissenschaftliche Seite der Entwicklungsneurologie beziehe und berufe ich mich. Laienhafte Bücher haben dabei nicht zum Programm gehört, und das aus gutem Grund. Aber bitte verstehen Sie das nicht wieder falsch. Eine Meinung äußern darf jeder, selbst wenn sich diese nicht mit objektiven Erkenntnissen deckt. Wogegen ich mich aber entschieden wende, ist die Ambition, sich den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu geben, um damit nicht studierte Menschen zu beeindrucken und einen gewinnorientierten Vorteil zu beziehen. Das geht nicht gegen Sie persönlich, aber gegen überteuerte, berechnend kalkulierende Therapeuten. Sollen diese doch mit den Krankenkassen und ihren medizinischen Beratern diskutieren und nachweisen, daß ihr Konzept wirksam ist, wie es z.B. derzeit mit der Akupunktur läuft. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.05.2005



Antwort auf: schädelasymmetrie

Lieber Dr. Posth, ich habe nie Ihre Ausbildung in Zweifel gezogen. Ich nehme aber an, dass sie schon einige Zeit her ist und gerade auf diesem Gebiet hat man neue Erkenntnisse erlangt.Man fragt sich z.B. warum in den letzten Jahren die Zahl angeblicher ADS Kinder enorm gestiegen ist. Liegt es nur an der Reizüberflutung?! Sicherlich nicht. Auf der Kiss-Seite wird der Zusammenhang deutlich zwischen unbehandelten Asymmetrien im Säuglingsalter und ADS.

Mitglied inaktiv - 16.05.2005, 15:58



Antwort auf: schädelasymmetrie

wo sehen Sie das Problem, wenn eine verzweifelte Mutter ihr Kind beim auf Kiss-spezialisiertem Orthopäden vorstellt? Manche gehen auch zum Heilpraktiker mit gutem Erfolg und die Kosten werden auch nicht von der Krankenkasse getragen. Was spricht dagegen, dass jemand hier auf ein Syndrom hinweist? Es ist jedem selbst überlassen, ob er da reinschaut oder nicht.Schönen Gruß Conny

Mitglied inaktiv - 16.05.2005, 16:08



Antwort auf: schädelasymmetrie

Liebe Conny, ich glaube, Sie haben sich jetzt ein bißchen festgebissen. Von mir wird hier nichts gelöscht und wenn möglich alles offen ausdiskutiert. Allerdings muß die Ebene stimmen. Völlig an den Haaren herbeigezogene ursächliche Verbindungen zwischen ADHS und KISS sind hier fehl am Platze. Bitte seien Sie mir nicht böse, wenn ich Ihnen das so offen sage. Noch einmal viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.05.2005