Frage: Sauberkeit

Lieber Dr. Posth, unser Sohn Y (3 3/4 J.) ist noch nicht sauber. Er muß vormittags in der französische Vorschule windelfrei sein, was auch gut klappt, zuhause immer unterschiedlich, mal Lust aufs Klo, mal nicht, u oft geht Urin in die Hose, weil er "vergißt" (im Spiel keine Lust hat), bescheid zu sagen. Ich denke, es ist z T Faulheit, richte mich aber bislang nach ihm, mein Mann ist da rigoroser. Wenn er samstags alleine mit Y ist, geht Y den ganzen Tag aufs Klo (kleines u großes Geschäft), bin ich da, will er wieder die Windel. Letztens der Konflikt: Wir waren zu dritt, Y verlangte die Windel für Stuhlgang, Papa verweigerte ("müssen da jetzt konsequent bleiben"), Y hielt den restlichen Tag zurück. Fühle mich sehr unwohl mit der Methode, würde es eher mit "positiver Motivation" versuchen (Aufkleber o. ä.), mein Mann lehnt das ab. (Loslösung übrigens eher schleppend, Papa wird oft abgelehnt) Was raten Sie? Danke!

von Alouette am 02.06.2014, 09:14



Antwort auf: Sauberkeit

Hallo, ein Kind "muss" erst mit 4 Jahren am Tag trocken und sauber sein. Daran ändern auch nichts die Vorgaben der französischen Vorschulen. Denn da geht es um physiologische Reifungsprozesse. Außerdem muss auch noch eine soziale Komponente dazu kommen, also die Bereitschaft, etwas gerade Schönes zu unterbrechen, um der "Verpflichtung" nachzukommen. Die Tatsache, dass es vielen Kindern schon früher gelingt, trocken und sauber zu sein, ändert nichts am Prinzip. Am besten, Sie folgen Sie Ihrem Sohn und seinen Bedürfnissen (auch wenn Ihr Mann das nicht gerne sieht). Wenn er noch einmal eine Windel verlangt, soll er auch eine bekommen. Innere Reifung und körperliches Verständnis für seine Ausscheidungsvorgänge kommen auch so zustande. Eines Tages sagt er dann Ihnen, dass er keine Windel mehr braucht, und dann ist das auch für immer zuverlässig. Alles, was Sie erzwingen, wird schnell zu einem Bumerang und führt u. U. zum Einnässen oder Einkoten. Auch das Zurückhalten von Stuhl ist sehr ungünstig, da der Stuhl im Enddarm hart wird und dann bei der Ausscheidung Schmerzen verursacht. Es entsteht eine Schraube von Angst und weiterer Verstopfung. Sie brauchen aber auch nicht positiv zu motiveiren. Auch das erzeugt Druck, den das Kind in dieser Phase nicht verträgt. viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.06.2014