Frage: Sauber werden

Hallo Herr Dr. Posth! Eher eine theoretische Frage mit folgendem Hintergrund: Mein Sohn, fast drei, ist noch nicht sauber, macht auch wenig Anstalten. Ich weiß ja, man solls nicht forcieren, wenn das Kind noch nicht soweit ist; es soll von alleine kommen. Vor kurzem habe ich nun einen Bericht gelesen, dass Kinder die in der analen Phase (die jetzt ja wohl da ist) zur Sauberkeit gedrängt werden, Zwänge entwickeln können, die dann ziemlich problematische Auswirkungen haben können und evtl. auch therapeutisch behandelt werden müssen. So, meine Verwirrung ist nun komplett........ Einerseits wage ich mich nun kaum mehr, das Thema überhaupt zur Sprache zu bringen, andererseits IST es aber einfach ein Thema, weil er bald in den Kindergarten gehen wird und dort eigentlich ein windelfreies Kind erwartet wird und weil ja auch die Verwandten ihn darauf ansprechen, warum er noch in die Windel macht. Wie geht man also damit um? Was darf man thematisieren? Wo hält man sich lieber raus? Oder hat mich der Bericht jetzt über die Maßen verunsichert - schließlich wurden wir ja alle mehr oder weniger so früh wie möglich zur Sauberkeit gezwungen und sind nicht alle Zwangsneurotiker ;-). Danke schön für Ihre Mühe!

Mitglied inaktiv - 17.11.2003, 12:10



Antwort auf: Sauber werden

Hallo, die Begriffe orale, anale und phallische Phase gehen auf Siegmund Freud zurück. In der Psychoanalyse finden sie noch Anwendung. Daß Zwänge auf Störungen in dieser Phase zurückzuführen sind, ist eine Hypothese. Neuerdings weiß man ziemlich genau, daß die Zwangserkrankung im Gehirn veranlagt ist und etwas mit den Serotoninrezeptoren in bestimmten Frontalhirnabschnitten zu tun hat. Ob die Veranlgung sich pathologisch durchsetzt, hat allerdings etwas mit der frühkindlichen Entwicklung zu tun. Ob mit der Sauberkeitserziehung bleibt fraglich. Aber Sie haben recht. Drängen darf man ein Kind nicht. Der eigene Drang zum sozialen Aufstieg führt jedes Kind dazu, irgendwann auf Toilette zu gehen. Verwandte oder der Kindergarten sind dabei aber völlig unerheblich! Also bleiben Sie bei Ihrer Linie. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.11.2003



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