Guten Morgen!
Meine Tochter (26 M) besucht seit 3 Monaten eine Krippe. 3 Halbtage, 10 Kinder, 3 Betreuerinnen.
Sanfte Ablösung fand statt,es dauerte lange! Erste Trennungsversuche scheiterten, ließ sich nicht trösten. Dann signaliserte sie, ich könne gehen "Mama winken". Ab da lief es gut. Dann wieder für mich unerklärlichen Einbruch: weint nun immer beim Verabschieden, nur ganz kurz; auch zu Hause schon "mag nicht". Dann aber ist sie nach ca. 1 Minute getröstet und aktiv dabei. (Konnte es durch das Fenster beobachten)
Wenn ich sie vorm Abholen beobachte, ist sie immer fröhlich, sie sah mich da noch nicht. Jetzt bin ich unsicher, ob ihr das Weinen anfangs nun schadet. Aber was tun? Wie kann ein Kind von sich aus "signalisieren", die Mama soll gehen? Da wäre doch das Ziel, oder? Ganz verstehe ich diesen Punkt nicht.
Ich trenne mich auch nicht leicht, brauche aber "Erholung" und beginne demnächst zu arbeiten.
von
Irinik
am 19.12.2011, 08:29
Antwort auf:
sanfte Ablösung?
Hallo, wie sich ein emotional sicheres und stabiles Verabschieden zwischen Mutter und Kind ausweist, haben Sie doch selbst bei ihrer Tochter schon erlebt. Das Kind sagt, Tschüss Mami, winkt noch ein bisschen und wendet sich dann dem Spiel zu. Aber es gibt eben noch einen zweiten Punkt, nämlich den, wie sicher ist denn die Bindung an die Ersatzbezugsperson, sprich die Bezugserzieherin? So ein Vormittag ist auch schon recht lang, und da kann viel passieren. Schwierige Gruppeninteraktionen, Spannungsmomente zwischen Bezugserzieherin und Kind, kleine Unfälle usw. Und jetzt beweist sich, wie sicher eben diese Bindung an die Ersatzbezugsperson ist. Kann sie das Kind beruhigen, kann sie vermittelnd in den Streit eingreifen, weiß sie überhaupt, wie das eine Kind zu reagieren gewohnt ist und wie das andere. Daher ist ja ganz klar, warum es einen begrenzten Erziehrin-Kind-Schlüssel gibt. Denn zu viele Kleinkinder adäquat emotional und sozial zu versorgen und zu führen, ist unmöglich. Denn jedes Kind bringt seine wachsende Individualität mit und jedes Kind hat einen anderen emotionalen, sozialen und häufig auch kulturellen Hintergrund. In der Familie gestaltet sich dieser Punkt automatisch viel einfacher.
Ist also die krippeninterne Situation noch nicht stabil genug, kommen solcher Einbrüche und Rückschläge in den ersten Wochen der Aufnahme vor. Die Folge sind erneut keimende Trennungsängste. Ein sehr gute Erzieherin weiß damit umzugehen und erkennt, ob es ihr gelingt, das Kind seelisch zu stabilisieren oder nicht. Ist es so, dann sind ein paar Tränen sicherlich nicht schädlich. Zu Hause weint ein Kind ja auch desöfteren, wenn es Konflikte gibt. Gelingt es aber nicht, muss die Mutter das Kind erst einmal wieder mit nach Hause nehmen. Manchmal sind kürzere odere längere Unterbrechungszeiten der Kinderkrippe notwendig. Viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.12.2011
Antwort auf:
sanfte Ablösung?
Hallo, wie sich ein emotional sicheres und stabiles Verabschieden zwischen Mutter und Kind ausweist, haben Sie doch selbst bei ihrer Tochter schon erlebt. Das Kind sagt, Tschüss Mami, winkt noch ein bisschen und wendet sich dann dem Spiel zu. Aber es gibt eben noch einen zweiten Punkt, nämlich den, wie sicher ist denn die Bindung an die Ersatzbezugsperson, sprich die Bezugserzieherin? So ein Vormittag ist auch schon recht lang, und da kann viel passieren. Schwierige Gruppeninteraktionen, Spannungsmomente zwischen Bezugserzieherin und Kind, kleine Unfälle usw. Und jetzt beweist sich, wie sicher eben diese Bindung an die Ersatzbezugsperson ist. Kann sie das Kind beruhigen, kann sie vermittelnd in den Streit eingreifen, weiß sie überhaupt, wie das eine Kind zu reagieren gewohnt ist und wie das andere. Daher ist ja ganz klar, warum es einen begrenzten Erziehrin-Kind-Schlüssel gibt. Denn zu viele Kleinkinder adäquat emotional und sozial zu versorgen und zu führen, ist unmöglich. Denn jedes Kind bringt seine wachsende Individualität mit und jedes Kind hat einen anderen emotionalen, sozialen und häufig auch kulturellen Hintergrund. In der Familie gestaltet sich dieser Punkt automatisch viel einfacher.
Ist also die krippeninterne Situation noch nicht stabil genug, kommen solcher Einbrüche und Rückschläge in den ersten Wochen der Aufnahme vor. Die Folge sind erneut keimende Trennungsängste. Ein sehr gute Erzieherin weiß damit umzugehen und erkennt, ob es ihr gelingt, das Kind seelisch zu stabilisieren oder nicht. Ist es so, dann sind ein paar Tränen sicherlich nicht schädlich. Zu Hause weint ein Kind ja auch desöfteren, wenn es Konflikte gibt. Gelingt es aber nicht, muss die Mutter das Kind erst einmal wieder mit nach Hause nehmen. Manchmal sind kürzere odere längere Unterbrechungszeiten der Kinderkrippe notwendig. Viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.12.2011