Lieber Herr Dr. Posth,meine Tochter geht seit 3 Wochen in eine Ki-Gruppe die 2xwöchentlich je 4 Std stattfindet. Die Erzieherinnen sind sehr dahinter,dass die Eltern sobald wie möglich "verschwinden".Gleich am 2. Tag war ich zwar eine halbe Std. vor der Tür,in der Zeit hat meine Tochter zwar gefragt,wo ich wäre,gab sich aber mit der Antwort zufrieden, dass ich gleich wieder komme.In der 2. Woche hab ich einen weiteren Versuch gestartet,sie hat aber gleich sehr geweint und ich bin nach ca. 2 Min. wieder rein.Ähnlich am nächsten Tag. Meine Frage geht nun zur weiteren Vorgehensweise. Ich denke,es ist am besten,erstmal gar nicht wieder zu gehen,um ihr die Sicherheit zurückzugeben.Die Erzieherinnen meinen,sie wird dann immer wieder wegen allem zu mir kommen,sollte aber doch lernen,zu ihnen zu kommen.Wie würden Sie weiter vorgehen? Wielange voll dabei bleiben? Ich hatte das ganze eher als Spielgruppe gesehen, bin nicht auf die Betreuung angewiesen und könnte sie auch wieder raus nehmen?VG
Mitglied inaktiv - 01.10.2007, 11:05
Antwort auf:
Sanfte Ablösung
Stichwort: sanfte Ablösung
Hallo, in meinem Forum vertrete ich die Version der sanften Ablösung (s. gezielter Suchlauf). Sanfte Ablösung heißt genau genommen, daß allein das Kind bestimmt, wann die Mutter gehen darf. Je nach Bindungs- und Ablösungvoraussetzungen beim betroffenen Kind kann dieser Ablösungsvorgang 2 oder 3 Wochen betragen, seltener sogar noch länger. Die Dauer hängt auch von der Bereitwilligkeit der Erzieherinnen ab, sich auf die Funktion der Ersatzbezugsperson einzulassen. Die meisten Erzieherinnen kennen aber die Grundlagen der Bindungstheorie gar nicht und wissen nicht, wie sie sich geschickt verhalten können, um das Kind an sich zu binden.
Konstant kommt von ihnen die -sagen wir- behavioristische Anschauung: Das Kind muß sich anpassen und kann das nur, wenn die Mutter nicht mehr anwesend. Da diese Anpassung aber auf Kosten der emotionalen Stabilität geht, riskieren sie damit die Anpassung aus Angst und Verzweiflung, die die Gefähr einer dauerhaften Trennungsangst hervorruft. Die Folgen kommen oft erst später -und dann massiv- zum Tragen in Form von Schulangst, Schulphobie oder sozialer Angst. Da werden dann aber die ursachlichen Zusammenhänge nicht mehr gesehen oder schlichtweg geleugnet. die Erzieherinnen haben dann aber auch mit den Kindern nichts mehr zu tun. Das Problem haben die Eltern und Lehrer(innen).
die Konsequenz: Entweder der Ki-ga akzeptiert die sanfte Ablösung oder er ist nicht der richtige. Schwieriger aber durchaus sinnvoll ist es, die sanfte Ablösung gegen den erklärten Willen der Erzieherinnen durchzusetzen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 04.10.2007