Frage: Sachen sehen, die nicht da sind...

Hallo Dr. Posth, mein "Großer" (er wird in einer guten Woche 3 Jahre) macht mir ein bisschen Sorgen, weil er nachts dauernd "Männer" sieht- er hat dann panische Angst, auch vor der Dunkelheit, weil dann "ein Mann kommt". Was mich dabei nachdenklich macht, ist, daß er das eigentlich erst hat, seitdem seine Uroma gestorben ist (wir waren ein 4 Generationen Haus) und er immer- kurz vor ihrem Tod- sagte, da ist ein Mann bei der Oma, was macht der da... Ich meine, kann ja sein, daß Kinder Dinge wahrnehmen, die wir selbst nicht sehen, aber seitdem hat er diese Angst- es macht mich waaahnsinning, wenn er mich mitten in der Nacht weckt und meint, da wäre ein Mann in seinem Zimmer... Erinnert mich zu sehr an "Ich sehe tote Menschen..." *schrei* Beim durchlesen fällt mir auf, daß das ziemlich absurd alles klingt, aber genau so ist es... Vielleicht haben Sie eine nette wissenschaftliche Erklärung für mich, warum dies so sein könnte und daß mein Sohn weder optische Halluzinationen hat noch Phänomene sieht, die es nicht gibt (?) LG Lily

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 12:28



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

Liebe Lily und die anderen Mütter, wir müssen uns hüten, die kindliche Phantasie mit Psi und Spukphänomenen zu verwechseln. Letztere sind Geburten unserer Erwachsenenköpfe und kultivieren die noch in uns bestehenden existenziellen Ängste. Die Ich-Grenzen bei einem Kleinkind sind, je jünger es ist, noch nicht so fest geschlossen, wie bei einem psychisch gesunden Erwachsenen. D.h. die Fähigkeit von uns Erwachsenen, Phantasiewelt, Vergangenheit, resp. Erinnerung, Ideenwelt (Lebensentwurf) und reale Welt im Gehirn fein säuberlich auseinanderzuhalten, besitzt das Kind noch nicht. Erinnerungswelt entsteht überhaupt erst langsam und stabilisiert auf diese Weise die Ichmerkmale, futuristische Vorstellungen kommen praktisch noch nicht vor, und die Phantasiewelt geht mit der realen Welt manchmal noch ziemlich durcheinander. Insofern ist es ja auch problematisch, eine "dritte" Welt, die virtuelle Welt der Medien den Kindern zu präsentieren. Das schafft innere Unruhe und destabilisiert u.U. die Ichkonstitution. Das jedenfalls ist meine persönliche, größte Kritik am Fernsehkonsum. Der Tod der Uroma hat die bisherigen Weltvorstellungen Ihres Sohnes in Unordnung gebracht. Daß der Tod Menschen unwiederbringlich verschwinden lassen kann, empfindet Ihr Sohn offenbar als eine mächtige Handlung (zurecht). Mit mächtigen Handlungen verbindet er vermutlich das männliche Element in der Gesellschaft. Somit erscheint ihm ein Mann vor Augen, wenn er an den Tod seiner Großmutter denkt. Da diese Gedanken mit Angst zu tun haben, treten sie nachts, resp. bei Dunkelheit auf. Nacht und Dunkelheit erzeugen Urängste im Menschen. Denken Sie an die nachts schreienden Säuglinge! Übrigens spricht man im Kleinkindalter noch nicht von Halluzination (optisch wie akustisch), es entsteht auch keine Interaktion zwischen dem eingebildeten Objekt und dem Kind. Insofern liegt keine formale Denkstörung vor. Was sie dagegen tun können, ist eigentlich nur das, daß Sie Ihrem Sohn in diesen Momenten zur Seite stehen und ihn beschützen. Sagen Sie ihm, daß Sie selbst und ihr Mann die Macht besäßen, dem "Mann" Einhalt zu gebieten. Daß sie ihn langsam vertreiben würden, und die Familie auch ohne Uroma das bliebe, was sie vorher war. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.02.2003



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

Hallo! Hast Du Dich schonmal mit ihm zusammen in seinem Zimmer schlafen gelegt?Ob Du dann diesen Mann auch siehst oder ob er dann in dieser Nacht nicht auftaucht?

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 12:59



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*grins* Er schläft seit Wochen teilweise bei uns im Bett mit und auch dann weckt er mich, zeigt auf eine Ecke und sagt: "Da, guck, da ist der Mann!" und fängt an zu heulen... LG Lily

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 13:06



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Hm Also auf alle Fälle würd ich ihm erstmal glauben!Vielleicht sieht er ja wirklich jemanden warum auch immer

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 13:22



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Hallo, meine Oma hatte damals einen Bekannten den ich nur ein paar mal sah und weiter keinen Kontakt hatte...er starb dann und von diesen Tag an sah ich ihn immer in meiner Zimmerecke (ich war ca.6), er saß da im Schneidersitz und lächelte mich an. Immer sobald das Licht aus war fing es an und es verfolgte mich sogar später auf eine Klassenreise.Eigenartig ist nur, dass ich mit diesen Mann ja nie was zu tun hatte........ irgindwann hörte es einfach auf und kam nie wieder! Ich kann es mir nicht erklären - bis heute nicht.Für mich war dieser Mann total real und ich hatte nachher nicht mal mehr angst vor ihm, wenn ich ihn nicht mehr sehen wollte drehte ich mich einfach um oder machte die Augen zu! Ich würd auch sagen, glaube Deinen Sohn und sei für ihn da!!! Jasmin

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 14:31



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Ui, das ist ja unheimlich! Aber ich denke es kann schon sein das Dein Sohn da recht hat. Man hört doch immer wieder mal von diesen "Rätselhaften Phänomenen"! Ich glaube ich würd umziehen vor angst das es bei euch spukt!

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 14:56



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Ja es gibt schon unheimliche Phänomäne!! Als mein Schwiegervater starb hab ich ihn auch in der nächsten Nacht im Türrahmen stehen sehen! 2-3 Nächte später ging plötzlich eine Spieluhr an ohne daß jemand dran war und es war etwa 3 Wochen lang jeden Morgen im Gäste-WC ein Pfefferminzgeruch.Plötzlich war dann alles vorbei!

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 15:34



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Hi Petra, an Deiner Stelle würde ich ihn einfach ernst nehmen in seinen Gefühlen. Ich persönlich glaube an solche Phänomene, weil ich selbst meine gestorbene Oma fühlte und sah. Das war aber nicht so schlimm, sondern so nach dem Motto: oh, da geht sie wieder, vergewissert sich, daß alles ok ist. Halt mich jetzt nicht für verrückt, ich meine das ernst! Jedenfalls würde ich ihn nachts vorerst nicht alleine lassen, aber vielleicht kannst Du ja "feierlich" vor dem Schlafen mit großem Getöse und Gezauber so tun, als ob Du "den Mann" vertreibst. Anschließend kannst Du ein großes, neues Kuscheltier als Aufpasser aufstellen. Das alles für den Fall, daß er sich das "einbildet". Wenn er tatsächlich etw. sieht, wird es bald vorbei sein; das weiß ich aus eigenen Erfahrung. Nichts läge mir ferner, Dich mit solchen Sachen zu veräppeln, aber es gibt schon Menschen, die für solche Dinge eine Antenne haben. LG Petra

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 15:36



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Puuuuh, hört sich ja alles sehr unheimlich an, was ihr da schreibt. Das kann man nun glauben, oder nicht. Aber egal was dein Sohn da sieht oder einbildet zu sehen , für ihn ist der Mann real, und seine Angst auch. Vielleicht hilft es, nachts ein Schlummerlicht anzulassen? Auf jeden fall finde ich es gut, dass dein Sohn nicht alleine gelassen wird, mit seiner Angst und er in eurem Bett schläft. Sigrid

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 15:49



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

...außer, daß es sich um eine Frau handelte. Ich war etwa 8 Jahre, auch heute kann ich ihr Gesicht noch beschreiben. Ich hatte jahrelang eine panische Angst im Dunkeln allein zu sein. Da ich eigentlich ein Verstandesmensch bin, erklärte ich mir das so, daß ich vielleicht mal im Fernsehen irgendwas gesehen hatte und dann davon träumte und dachte es wäre echt??? Ich würde dir raten deinen Sohn mit seinen Ängsten unbedingt ernst zu nehmen, damit keine Nachtangst auf Dauer entsteht. Es ist allerdings höchst unwarscheinlich das die Seele eines Verstorbenen soviel Energie hat, sich zu materialisieren. Viele Grüße Nadine

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 15:55



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

Hi, sorry aber im ersten Moment mußte ich echt lachen. Ich stelle mir nur gerade vor wie ich an deiner Stelle darauf reagieren würde, ich glaube ich würde umfallen vor Schreck. "Sie sind hier..." - ich denke wir haben alle ein bißchen zuviele Filme gesehe *nervösLach*. Meine Mutter arbeitet in einem Krankenhaus und da gibt es auch mal gerne Klingeln die von allein läuten, obwohl kein Mensch mehr dort liegt. Läßt sich auch nicht reparieren. Aber ich werde jetzt nicht meine Geistergeschichte zum Besten geben und möchte mich einfach den Rat der anderen anschließen den Kleinen ernstzunehmen, selbst wenn es insofern schwerfällt, als das man selbst Angst bekommt. gruß fusel

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 18:06



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

Ich kenn sowas auch... meine nicht mal 2jährige Tochter wacht manchmal total panisch auf, steht schwießgebadet in ihrem Bettchen, zeigt in eine Zimmerecke und schreit "Daaaaaaaaa!!! Mann!!!!!!!!!!", immer wieder. Mir ist dabei auch total unheimlich, weil ich glaube, sie sieht wirklich ewtas, was mir verborgen bleibt. In meinem Umfeld tun es alle als Spinnerei ab, deshalb bin ich froh, von dir und den anderen Ähnliches zu lesen. Nimm deinen Kleinen ernst, es gibt vielmehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns erklären können. Nadya

Mitglied inaktiv - 31.01.2003, 20:38



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

Sie haben mir viele Unsicherheiten genommen, natürlich stehe ich ihm auch weiter bei, wenn er Angst hat! Nochmals danke, Lily

Mitglied inaktiv - 01.02.2003, 23:02



Antwort auf: Sachen sehen, die nicht da sind...

Die Antwort von Dr. Posth war auch für mich sehr aufschlußreich. Da kann man mal sehen, wie falsch man manchmal liegt, wenn man Erwachsenen-Reaktionen auf Kinder überträgt!! Berichte doch mal, wie schnell Dein Sohn die Angst vor dem Mann überwindet. Ich drück´ Euch auf jeden Fall die Däumchen!!! Der arme Kleine!! LG Petra

Mitglied inaktiv - 05.02.2003, 20:34