Frage: Rollentausch?

Hallo Herr Dr. Posth, vielen Dank für Ihre Antwort zum Thema Trotz. Teil 3 Ihrer Ausführungen habe ich mit großem Interesse gelesen. Eine Frage zu einer anderen Verhaltensweise meiner Tochter Miriam, 2 1/2 Jahre, die mich sehr amüsiert. Seit 2 Wochen kommt sie mindestesn einmal am Tag zu mir und sagt zu mir: "Hör mal zu, mein kleines Baby. Ich gehe mal zur Mama. Dann komm ich wieder zu Dir und spiele etwas mit Dir." Dann nach 1 Minute kommt die Kleine wirklich, schmust mit mir und sagt: "Komme her, kleines Baby. Komm auf meinen Arm. Da kannst Du etwas schlafen." Das macht Miriam nur bei mir, nicht bei der Mama. Was bedeutet das?

Mitglied inaktiv - 01.12.2003, 11:35



Antwort auf: Rollentausch?

Lieber Reinhard, Ihre Tochter ist jetzt in die magische Phase eingetreten, jedenfalls teilt J.Piaget die geistigen Entwicklungsphasen im Kindesalter so ein. Magische Phase heißt, daß das Kind anfängt, mit der bisher erfahrenen Wirklichkeit zu spielen. Die Kinder haben Freude an der Macht, die Wirklichkeit sich nach ihren Vorstellungen zurecht zu biegen. Manche Kinder sind da extrem erfinderisch und leben mal in der richtigen Welt und mal in ihrer phantasierten. Davon sind die meisten Eltern irritiert. V.a. Dingen dann, wenn "imaginäre Gefährten" erfunden werden (Suchlauf!). Ihre Tochter spielt Mutter und auserkürt Sie zu ihrem Kind. Die eigene Mutter kann sie schlecht nehmen, denn das kollidierte zu sehr mit ihrem eigenen Mutterspiel. Obwohl auch das vorkommt als Rollenumkehr dann für die Mutter und sich selbst, v.a. wenn kein anderes, passendes menschliches Objekt sich für die Phantasie finden läßt. Wahrscheinlich hat Ihre Tochter kein jüngeres Geschwister. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.12.2003



Antwort auf: Rollentausch?

Das haben Sie richtig vermutet, Herr Dr. Posth. Miriam hat noch kein Geschwisterchen. Vielen Dank für die sehr gute Erklärung

Mitglied inaktiv - 02.12.2003, 10:54