Frage: "Reinsteigern" bei 3 1/2 jährigem Sohn

Guten Tag, Hr.Dr. Posth! Mein Sohn (3 1/2 Jahre) hatte schon im Babyalter Affektkrämpfe, auch jetzt kann es sein, dass es ihn völlig aus der Fassung bringt, wenn er sich z.B. den Kopf anhaut, sein Freund sich nicht von ihm verabschiedet... Er fängt dann an sehr laut zu weinen und lässt sich kaum beruhigen, redet dann wieder "wie ein 2jähriger" ("zu dir, zu dir!" o.a.). Ich versuche zu trösten, in den Arm zu nehmen... Es ist immer wieder eine sehr schwierige Situation. Nun meinte die Erzieherin, dass er geistig weiter sei als die Gleichaltrigen der Kindergartengruppe, man könne ihm vieles erklären, er würde schnell kapieren... Nun steht daher die Meinung im Raum, dass die emotionale Entwicklung nicht mit der geistigen Entwicklung "mitgekommen" ist. Wie sehen Sie das? Ich erlebe meinen Sohn übrigens als sehr sensibles Kind, der schnell über Bauch - oder Kopfweh klagt. Hätten Sie mir einen Rat? Wie soll ich auf ihn reagieren? Danke für Tipps! MfG Tanja

Mitglied inaktiv - 27.02.2006, 19:50



Antwort auf: "Reinsteigern" bei 3 1/2 jährigem Sohn

Liebe Tanja, geistige und emotionale Entwicklung gehen nicht automatisch Hand in Hand, obwohl es vielfältige Zusammenhänge gibt. Ein großes Auseinanderklaffen der beiden Entwicklungsstränge führt aber leicht zu großer Unausgeglichenheit und zu Schwierigkeiten in der Entwicklung des Selbstbewußtseins. So scheint es auch bei Ihrem Sohn zu sein. Die Hauptursache für die Verhaltensauffälligkeiten liegt dann in der Unfähigkeit, die eigenen inneren Gefühle selbständig unter Kontrolle zu halten. Wutausbrüche und regressive Reaktionen sind die Folge. Als Affektkrämpfe würde man das nicht bezeichnen. Die enden in einer Bewußtseinstrübung und motorischen Zuckungen wie bei einer Epilepsie. Wenn die emotionalen Probleme auch zu körperlichen Symptomen führen, ist ein verständnisvoller KiA/KiÄ gefragt. Sonst käme für sie eine Beratungsstelle für Erziehungsfragen infrage. Oben im gezielten Suchlauf gibt es Antworten zum Thema Selbstbewußtsein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.03.2006