Hallo Herr Dr. Posth
Was ich nun über das Lob gelesen habe, hat mich verunsichert. Deshalb möchte ich fragen, ob es richtig ist z.B. zu sagen "Du kannst Pudding essen, falls Du erst Deine Tomate gegessen hast." Oder "Zieh erst Deine Strümpfe an, dann kannst Du Deine Lieblings-Kassette anschauen." Das haut bei uns sehr gut hin. So macht sie alles. Aber wenn man ihr versucht zu erklaeren "Du musst Deine Stümpfe anziehen, denn sonst frieren Deine Füsse und Du bekommst dann Bauchschmerzen." nützt das nicht.
Wie sollen wir weitermachen?
Alles Liebe
Rengin
Mitglied inaktiv - 15.09.2003, 20:55
Antwort auf:
Regeln
Liebe Rengin, das mit dem Lob für die Kinder klingt einfach, ist aber sehr schwierig. Was Sie z.B. mit Ihren Worten tun, ist kein Lob, sondern eine versteckte Erpressung. Es ist die vielfach angewendete logische Folge von Voraussetzung und Konsequenz, aber mit dem Negativen, vom Kind von vornherein abgelehnten Handeln als Bedingung. Diese konditionale (=bedingungsmäßige) Darstellung der sachlichen Zusammenhänge muß das Kind erst einmal verstehen lernen. Bei 3 Jahren(?) haut es langsam hin. "Erst wenn ich das Unangenehme tue, dann erhalte ich das Angenehme", denkt das Kind und lernt es, weil das immer wieder so gehandhabt wird. Ist das eine sinnvolle Strategie fürs Leben? Frei nach dem Motte, erst die Arbeit dann das Vergnügen. Ich lasse das hier erst einmal offen.
Wenn Sie dem Kind sagen, "Du must deine Strümpfe anziehen, sonst wirst du krank, etc", hat das auch nichts mit Lob zu tun, sondern ist eine Belehrung (mehr oder weniger vernünftig). Immerhin lernt das Kind jetzt einen Sachzusammenhang, der ihm im Leben nützen könnte. Wie weit ein solches Vorgehen mit einem Zwang verbunden sein muß, hängt von den Umständen ab. Liegt Schnee draußen oder ist es Minus 20 Grad, würde ich es nicht darauf ankommen lassen.
Regeln haben nur dann Sinn und werden auch eingehalten, wenn das Kind die Regel verstanden hat und sinnvoll finden kann. Und wenn es die Regel durch kleine Regelverletzungen auch einmal auf ihren Sinn überprüfen kann, so wie wir Erwachsenen es ja auch schon einmal tun, oder? Das macht Kompetenz aus. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 16.09.2003