Frage: psychologische begleitung

Lieber dr. posth! unser sohn ist sehr klein und zierlich (4 jahre, 93 cm, 12,5 kg). er war ein frühchen und mein mann und ich sind auch nicht sehr groß (1,60 und 1,72). evtl wird das kerlchen nur ca 1,60 m. das wäre für einen jungen ja nun wirklich wenig. der abstand zu gleichaltrigen ist mittlerweile auch schon groß und in dem alter messen sich und rangeln die kinder enorm. ständig gibt es vergleiche (ich bin größer, ich bin stärker...) wir versuchen das thema größe zu vermeiden und sagen ihm natürlich, wenn er es zur sprache bringt, dass es auf andere dinge ankommt und jeder mensch so ist, wie er ist. dennoch habe ich sorgen, dass er darunter anfängt, zu leiden. was können wir als eltern tun, um ihn zu stärken? haben sie einen tipp im umgang mit dieser auffälligkeit? viele liebe grüße aus köln

von trüffel am 02.01.2012, 11:56



Antwort auf: psychologische begleitung

Hallo, unter 1,60 fängt für eine Jungen das Maß für "MInderwuchs" an. Das ist nicht ganz bedeutungslos, denn der Minderwuchs kann im Einzelfall mit Wachstumshormon behandelt werden. Aber das ist keine ganz einfach Sache, denn das synthetisch hergestellt Wachstumshormon ist wahnsinnig teuer und die Krankenkassen zahlen die Behandlung nur unter bestimmten Voraussetzungen. Um an diesem Punkt weiter zu kommen, ist zunächst einmal die Vorstellung Ihres Sohnes bei einem Endokrinologen für Kinder nötig. Da Sie, wie ich lese, im schönen Köln wohnen, wäre Ihre Anlaufstelle die Städtische Kinderklinik in der Amsterdamer Str. Dort arbeitet der Dr. Korsch, der Ihnen sicher weiter helfen kann. Aber unabhängig von solchen Möglichkeiten (die auch keine Berge versetzen), ein Kind leidet dann am wenigsten unter seiner Größe, wenn es seine Eltern 100% auf seiner Seite weiß. Das heißt, das Thema Körpergröße als Vergleich mit anderen Kindern ist so gut wie tabu. Das machen Sie schon ganz richtig. Aber das Kind darf auch nicht den Eindruck haben, dass seine Eltern unzufrieden mit seiner Größe sind. D.h. die Wertschätzung des Kindes muss von seiner Körperlichkeit weitestgehend abgetrennt werden und einen eigenen Status erlangen. Das muss man dann auch der Umgebung und der Familie beibringen, von der meistens unbedachte Äußerungen kommen. Sie müssen sich also schützend vor Ihren Sohn stellen und ihn damit beruhigen, dass auch Sie nicht so groß sind und gut durchs Leben kommen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.01.2012