Frage: Pipenzolat

Hallo Herr Dr. Posth, in Ihren Beschr. zu den sog. Dreimonats- Koliken führen Sie immer wieder das Medikament Ila-med auf... Ich kenne es seit 29 Jahren (Sohn). Jetzt ist unser kleiner Julian, am 31.05. geboren und wir müssen hilflos sehen, wie sehr sich der kleine Mann quält. Carum Carvi, Carm. Hetterich, Virbucol, Sab und Lefax, Spascupreel, etc. zeigen sich wirkungslos, Fliegergriff, Bauchmassage, abendliches Baden, Kirschkernkissen, usw. ebenfalls. Unser Kinderarzt hat festgestellt, dass Julian ein propperes Kerlchen mit über 4.600g ist. Die Umstellung der Nahrung auf „Beba pre HA“ wurde empfohlen – auch dies ohne wirklichen Erfolg! Mit Ihrer Praxis sowie mit der Löwen- Apo. habe ich mich bereits in Verbindung gesetzt um die Formalitäten zu regeln. - Ein Rückruf von einer Ihrer Mitarbeiterinen ergab, dass Sie Pipenzolat erst ab der 5. LW bzw. ab dem 2. LMonat verschreiben. Dies wäre am 31.06. erreicht. Herzlichst eviba

von eviba am 25.06.2012, 07:12



Antwort auf: Pipenzolat

Hallo, ja, ich bin etwas vorsichtig, was die Verordnung von Pipenzolat in der Neugeborenenphase angeht. ILA-Med hatte seinerzeit allerdings die Zulassung für Säuglinge und Kleinkinder. Die Dosis war der Altersklasse angepasst. Das muss man tun, weil es Nebenwirkungen im Versorgungsspektrum des Parasympathikus geben kann. Aber das ist tatsächlich eine Dosisfrage. Man kann, wenn man den Eindruck hat, dass die Stuhlausscheidung seltener wird, die Dosis ohnehin reduzieren. Eine Dosistabelle schickt die Apotheke verabredungsgemäß mit. Viele Ärzte verschreiben das Medikament nicht, weil sie einerseits immer noch behaupten, die Koliken seien eine Erfindung und durch die Schreiphasen müsse ein Säugling durch, und weil sie andererseits sich gar nicht genug auskennen mit der Darmfunktion. Aus der Reizdarmforschung aber wissen wir inzwischen, wie diffzil und dabei störanfällig der Darm doch auf seiner inneren Reize reagiert. Immerhin gibt es im Darm mehr Serotoninrezeptoren als im Gehirn des Menschen, was einen Hinweis gibt auf seiner Reizbarkeit und Empfindlichkeit. Pipenzolat wirkt aber auf den Parasympathikus und lässt die Serotoninrezeptoren, soweit bekannt in Ruhe. Diesbezüglich muss man also gar keine Sorge haben. Pipenzolat ist kein Psychopharmakon! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 25.06.2012