Frage: Omas

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, mein Sohn ist fast 10 Mon. und seit kurzem beschäftigt mich eine Frage. Ich dachte bis jetzt wir hätten eine sichere Bindung.Bin den ganzen Tag für ihn da, ab Spätnachmittags auch mein Mann, der auch jede freie Minute mit ihm verbringt.Er braucht mich zum schlafengehen, d.h. am Bett stehen oder tragen,kommt bei Schreck oder Angst sofort zu mir oder meinem Mann und klammert sich fest. Kommt oft angekrabbelt schmust sich für ein paar Sekunden an.Seine Oma und Uroma sieht er täglich eine Stunde (wohnen im Haus).Er freut sich rießig wenn er eine von beiden sieht.Will sofort auf ihren Arm. Habe den Anschein er hat sehr viel Spaß dort, da es mal was anderes ist als bei uns.Will ich ihn nach einer Stunde holen, mag er meistens gar nicht mit und hält sich schnell an einen von beiden fest.Bin ich mehrere Stunden weg (Termin) freut er sich dann auch und kommt zu mir auf Arm, wenn ich da bin.Warum ist das so?Macht ihm die Abwechslung einfach so Spaß bei den Omas?

Mitglied inaktiv - 03.12.2007, 07:00



Antwort auf: Omas

Hallo, zum Ende des ersten Lebensjahres braucht jedes Kind eine Person zur Loslösung aus der engen Mutter-Kind-Bindung. Das ist quasi Naturgesetz. In der Regel hat sich ein Elternteil im ersten Lebensjahr intensiv um den Säugling gekümmert und der andere Elternteil wird automatisch zum Loslösungsvorbild. haben sich nun beide Eltern intesiv um das Kind gekümmert, dann entsteht ein gewisse Unsicherheit im Kind, wer denn nun die Rolle für die Loslösung übernehmen könnte. In dieser Situation ist eine zugewandte Großmutter eine besonders attraktive Person. Sie symbolisiert den Loslösungsaspekt auf optimale Weise. Da Großmütter häufig ein Teil des Familienkonzepts darstellen, ist gegen diese Tendenz des Kindes gar nichts einzuwenden. Sie werden aber merken, dass sich Ihr Sohn bald auch sehr stark dem Elternteil zuwendet wird, der im ersten Lebensjahr weniger stark in der Bindung vertreten gewesen ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.12.2007