Lieber Dr. Posth, nachdem Sie mir schon ein paar Fragen zu meinem jüngsten Sohn beantwortet haben (Vielen Dank dafür!), geht es heute um den Großen. Lennart wird im September drei Jahre alt. Mein Mann hat sich von Anfang an viel um ihn gekümmert, seit das Baby (acht Monate) da ist, sogar noch mehr. Lennart war nie ein Mama-Kind, er ist schon sehr selbständig und eher ein kleiner „Wilder". Ich sage immer, seit er gelernt hat sich fortzubewegen, strebt er von uns weg auf der Suche nach Neuem. Seit einigen Wochen will er aber alles nur noch mit Mama machen", egal ob Zähneputzen, auf’s Klo gehen, essen. Papa ist abgeschrieben, es gibt ständig ein Mega-Gebrüll, wenn mein Mann versucht, mit Lennart Zähne zu putzen, ihn umzuziehen u.a. Da sich bei uns die Zuständigkeiten schon sehr eingeschliffen haben (ich kümmere mich um den Kleinen, er um den Großen), haben wir versucht, das ein wenig zu ändern, was alles eher schlimmer gemacht hat. Lennart empfängt seinen Papa abends nicht mehr freudig, sondern mit den Worten „Du sollst nicht kommen. Du sollst wieder weg gehen!" Gestern morgen wollte er ihn nicht am Frühstückstisch haben, mein Mann sagte, er wohne hier, darum dürfe er auch hier frühstücken. Darauf Lennart: „Du sollst nicht hier wohnen, du sollst woanders wohnen!" Ist das jetzt etwa schon die ödipale Phase? Ich habe eigentlich nicht geglaubt, daß es die wirklich gibt, aber wenn, sollte die doch erst mit vier kommen, oder? Unsere Frage ist eigentlich, ob es sich um eine „normale" Entwicklungsphase eines zur Zeit sowieso recht schwierigen Trotzkindes handelt, oder ob dahinter vielleicht ein schwerwiegenderes Problem steckt. Und wie sollen wir schlauerweise reagieren? Noch mehr Mama oder besser noch mehr Papa? Wir hatten schon überlegt, daß Vater und Sohn mal zu zweit was ganz tolles unternehmen sollten. Mein Mann ist natürlich nicht sehr glücklich mit der Situation. Milena
Mitglied inaktiv - 15.07.2002, 15:04