Frage: Objektbezogene Ängste

Hallo Dr. Posth, seit kurzem bricht meine Tochter, 2 Jahre und 3 Mon., in Panik aus, wenn wir nach draußen gehen wollen. Schon bei der Ankündigung "wir gehen jetzt" startet panikartiges Geschrei. Grund: sie hat Angst vor Motorrädern, Bienen und Baggern. Mit ihr im Buggy sitzend können wir immerhin vor die Türe. Aber frei rumlaufen geht momentan draussen garnicht. Ich gehe auf ihre Ängste ein, zeige Verständnis, habe aber das Gefühl, daß es nur noch schlimmer wird. Die Ängste werden mittlerweile instrumentalisiert: wenn sie etwas nicht mag sind dort Bienen, Motorräder oder Bagger "drin". Ist das einfach nur eine Phase? Ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Will ihr ja zeigen, daß ich ihre Angst ernstnehme und ihr helfen, daß sie sich draussen wieder frei bewegen kann..Über einen Tipp Ihrerseits wäre ich dankbar.

Mitglied inaktiv - 12.04.2010, 00:19



Antwort auf: Objektbezogene Ängste

Hallo, eine Phase allein ist das sicher nicht. Das Entstehen von Objektängsten sagt auch immer etwas über die Veranlagungen eines Menschen aus. Ausweichen solchen Ängsten sollte man nicht. Ein Überwinden ist nur dann möglich, wenn das Kind im Schutz einer wichtigen Bezugsperson erfährt, dass diese Angst völlig unbegründet ist (schrittweises Desensibilisieren). Unter "Angst als Veranlagung" im gezielten Suchlauf finden Sie einiges dazu. Wenn Ihre Tochter sogar versucht, die Angst zu ihrem eigenen Vorteil zu instrumentalisieren, was eigentlich den Kriterien der Angst nicht entspricht, müssen Sie ihr entschieden entgegentreten. D.h., Sie müssen sie davon überzeugen, dass das, was sie behauptet, nicht stimmt. Denn mit solchen Vermengungen von Angst und Vorteilsbeschaffung durch vorgetäuschte Angst (was an sich ja sehr clever ist), manövriert sich Ihre Tochter selbst in eine schwierige Lage, was sie nicht sieht. Nach draußen gehen ist also weiter wichtig und auch die geschützte Annäherung an Motorräder und Bagger (wahrscheinlich Angst auslösend wegen Lärm oder Abrisstechnik mit Getöse) muss stattfinden. Sie darf auf Ihrem Arm den Maschinen zusehen und Sie reden ruhig und erklärend auf sie ein. Bienen sind vielleicht ein Thema für den Sommer im Garten. Sie können sich ja dann noch einmal melden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.04.2010