Hallo!
In der Schreiambulanz wurde uns geraten, dass ich mich mit meinem Sohn in ein abgedunkeltes ruhiges Zimmer zurückziehe, was mir aber wegen meiner Tochter, die auch beschäftigt werden will, nicht immer möglich ist. Hilfe bekomme ich von meiner SchwiMu, die eins der Kinder ab und an nimmt. Die Große geht 3x die Woche für je 3 h zur TaMu. Trotzdem fühl ich mich sehr schnell überfordert, wenn die Schreiattacken losgehen. Er schreit auch bei mir am meisten, bei Oma oder Papa geht's. Einkaufen oder Krabbelgruppe mit meinem Sohn ist auch in Tragehilfe nicht möglich. Er schreit dann due ganze Zeit. Schadet das Schreien seiner Entwicklung? Er brabbelt ja kaum und mag auch nicht drehen oder die Bauchlage üben. Wie ist das mit unserer Bindung? Kann sie ernsthaft Schaden nehmen? Ich mache mir zusätzlich zu der nervlichen Belastung diesbezüglich wirklich viele Gedanken!
von
Else2011
am 11.02.2013, 08:38
Antwort auf:
Nochmal Schreien vom 28.01.
Hallo, die Empfehlung mit dem abgedunkelten Raum basiert auf der Vorstellung, dass schreiende Säuglinge von Reizen überflutet sind und nicht abschalten können. Bewiesen ist diese Theorie bislang mit keiner Untersuchung. Es müsste ja auch so sein, dass im abgedunktelten ruhigen Raum der Säugling sehr schnell zur Ruhe käme. Auch dürfte er nachts so gut wie nicht schreien. Aber beides entspricht nicht der Realität.
Richtig ist hingegen, dass sich die Unruhe und Nervosität von der Mutter oder eine anderen Bezugsperson auf den Säugling überträgt. Lebhafte, nervöse und empfindsame, also insgesamt temperamentvolle Säuglinge geraten dann leicht in eine schwer stillbare Unruhe, die sich schließlich in ängstlichem Schreien äußert. Angst scheint nach allen wissenschafltiche Untersuchungen überhaupt das Grundproblem dieser Säuglinge zu sein und Angst und Unheimlichkeit begleiten nahezu jeden Säugling bis weit ins Kleinkindalter hinein. Daher ist die Nähe zur Mutter immer wichtig. Die Mutter muss aber die Möglichkeit haben, selbst ruhig zu sein und beruhigend auf ihren Säugling einzuwirken. Das geht nur mit Unterstützung aus der Familie und der Umwelt. In dieser Hinsicht sollten Sie alles nutzen, was Ihnen möglich ist, und notfalls auch beim Jugendamt nachfragen, welche Hilfen neben der Familienhebamme ihnen gezielt geleistet werden können. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.02.2013