Frage: Nein! Und doch wieder JA!

Sehr geehrter Herr Dr. med. Posth! Ersteinmal vielen Dank für Ihre Tips und Ratschläge. Sie geben uns Bestätigung und Sicherheit in der Erziehung unseres Sohnes. Nun hab ich wieder eine Frage. Wie sollen wir uns in dieser oder ähnlichen Situationen verhalten? Ich frage meinen Sohn, 2,5 Jahre, ob er mit dem Dreirad fahren möchte. Er NEIN! I Ich schaffe das Dreirad in den Schuppen, stelle es weg. Nun möchte er es doch haben! Wir sprechen ihn darauf an, das er es eben nicht haben wollte. Er: DOCH! DOCH! DOCH! Solche Situationen wiederholen sich den ganzen Tag über. Nun gehen die Meinungen von meinen Mann und mir auseinander. Mein Mann sagt, wenn er einmal Nein gesagt hat, und er, wie in diesem Beispiel, das Dreirad weggeräumt hat, bleibt er konsequent und gibt es nicht mehr heraus. Es wäre ja seine Entscheidung gewesen. Mein Mann sagt, er würde testen ob wir alles machen was er sagt.Ich bin anderer Meinung und gebe das Dreirad wieder raus. Wie verhalten wir uns richtig? Vielen Dank!

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 08:55



Antwort auf: Nein! Und doch wieder JA!

Stichwort: erster Wille Hallo, wie ich in der vorigen Antwort einer Mutter schon erklärte, liegt das Porblem des kindlichen Verhaltens ist seiner Unentschiedenheit, was die Wahl der Möglichkeiten angeht. Bei den unter 2-jährigen ist das entwicklungsbedingt und ein eher typisches Verhaltensmerkmal. Zwischen 2 und 3 Jahren sollte sich die Entscheidungsfähigkeit dann langsam verbessern. Das scheint bei Ihrem Sohn aber noch nicht der Fall zu sein, oder zumindest noch nicht immer. Man weiß aus der Wissenschaft inzwischen, dass es im Gehirn des Menschen so etwas wie ein Entscheidungszentrum gibt, das ganz stark mit der Ich-funktion verbunden ist. Das macht ja auch Sinn, denn Entscheidung ist etwas sehr Persönliches. Nun kann man dieses Zentrum aber nicht trainieren, wie einem die konservative Pädagogik vielleicht gerne erklären möchte. Auch ist es nicht so, dass entscheidungsschwache Kinder die Geduld ihrer Eltern austesten wollen. Zunächst einmal kann man dem Kind nur helfen, indem man ihm kindgerecht Argumente liefert, die zu einer Entscheidung "für" oder "wider"sinnvoll beitragen. Manchmal hilft auch einfach nur das Umschwenken auf eine anderes Thema. Schließlich kann man die Konstellation der Situation so verändern, dass es keine Möglichkeit zu einer Entschiedung mehr gibt. All das hilft dem Kind, aus seiner "Klemme" herauszukommen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.09.2008