Hallo Dr. Posth
Seit 1W versuchen wir unseren Sohn (11M) nachts von der Brust (stündl. Nuckeln) zu entwöhnen. Die ersten 3 Nächte trug mein Mann ihn bis er einschlief, wenn er länger als 5min weinte, habe ich ihn gestillt. Dies brachte keine Besserung, so habe ich dann das trösten übernommen. In der 5./6. Nacht hat unser Sohn schon 4,5h am Stück geschlafen. Er wurde nur 2–3x wach, konnte auf dem Arm zügig wieder beruhigt werden, durch singen/sprechen ist er ohne weinen eingeschl. In den Morgenstunden wars schwieriger, er hat sehr geweint, sich überstreckt und auf dem Arm immer wieder versucht, zu meiner Brust zu kriechen. So ist mein Mann mit ihm meist gegen 4 oder 5 im KiWa spazieren gewesen. Ist das O.K.?
Letzte Nacht ist er wieder häufiger aufgewacht und hat sich stärker und länger gewehrt. Wie lange weinen ist zu lange; woran erkenne ich, dass er nicht nur aus Wut weint, sondern aus Angst? Bei welchem Verhalten sollten wir erstmal abrechen? Wie lange darf diese Entwöhnung dauern?
von
Schoschana
am 13.01.2014, 07:31
Antwort auf:
Nächtliche Brustentwöhnung
Hallo, zunächst einmal ist es sehr löblich, wenn Ihr Mann dann die "Morgenschicht" übernimmt. Das wird sich in besserer Loslösung eines Tages auszahlen. Der Protest gegen die Entwöhnung von dem Erwarteten ist eine natürliche Reaktion des Säuglings und führt je nach Temperament zu kurzem oder längeren Weinen oder Schreien. Ich bin der Auffassung, solange man als Mutter oder Vater geduldig dieses Weinen erträgt und sein Kind weiter liebevoll auf dem Arm hält und tröstet, werden weitgehend nur unangenehme (aversive) Gefühle entladen wie bei der Wut in späteren Lebensalter auch. Bei der Wut aber lässt die Spannung -je nach Ausdauer- mit den Minuten nach und geht in eine Zustand der Selbstberuhigung über.
Anders bei der Angst. Die Angst steigert den Erregungszustand immer weiter, weil der Säugling sich in seinen Bedürfnissen missachtet fühlt und eine Erschütterung seines Urvertrauens erlebt. Also solange kann man nicht warten. Man hört das heraus an dem sich permanent steigernden Schreien mit langen Ausatemphasen und hektischen Wiederluftholen. Der körperliche Erregungsgrad wird größer durch eine gesteigerte Motorik mit einem Wechsel aus Anklammern und Wegstoßen. Die Augen sind weit aufgerissen oder zusammengepresst, die Stimme wird immer heiserer. In solchen Fällen muss man das Manöver sofort abbrechen und alles tun, was zur Beruhigung führt. In den folgenden Nächten bietet man erst einmal wieder das Gewohnte an bis generelle Beruhigung eingesetzt hat. Dann sollte man es aber erneut versuchen und wieder dieselben Dinge beachten. In der Regel dauert die Brustentwöhnung in der Nacht nur wenige Nächte. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 14.01.2014