Frage: Nachtrag zu Unser zärtliches Kleinkind

Lieber Herr Dr. Posth, herzlichen Dank für Ihre Antwort! Oh doch, der Kleine hat durchaus auch aggressives Potenzial, er hat einen sehr deutlich ausgeprägten Willen, den er uns auf unterschiedlichste Arten deutlich macht. Er zeigt seine Gefühle, positive wie negative, scheinbar sehr differenziert: er kann sich ärgern und deutliche "grunzende" Unmutslaute von sich geben, manchmal legt er sich langsam theatralisch auf den Boden und weint, allerdings immer nur kurz, er kann ein zuckersüßes "Mama??" von sich geben, wenn er gute Stimmung machen möchte, und manchmal steigert er sich in ein sehr unangenehmes Kreischen - kaum zu ertragen - hinein. Dies wollte ich demnächst im Forum Erziehung unterbringen, vielleicht ist das hier aber auch richtig: das macht er fast nur bei mir, selten bei seinem Vater, und eigentlich fast nur unter Anspannung (müde, in der Bewegung eingeschränkt (Auto) usw.), z. T. auch beim Einkaufen usw. Das Kreischen ist so unterträglich, dass ich sehr deutlich darauf reagiere, dh ich bitte ihn ein, zweimal aufzuhören, dann führe ich ihn aus dem Raum, in dem ich bin, und sage ihm, er solle draußen weiterschreien, nicht in meiner Gegenwart. Wenn er trotzdem schreit, schließe ich - nach Ankündigung - für max. 5 Sek. die Tür zwischen uns - er draußen, ich drinnen im Zimmer mit dem Hinweis, ich ertrage das nicht. Danach hört er immer auf und ich nehme ich sofort freundlich zu mir und bespreche ein neues Thema, z. B. um eine neue Beschäftigung vorzuschlagen. Ignorieren hat übrigens nicht geholfen, im Gegenteil. Ich weiß nicht, ob ich mit diesem Verhalten ganz falsch liege, aber ich möchte es in den Griff bekommen. Vielleicht können Sie dies auch noch kommentieren? - Sie sehen jedoch, er hat ein ganzes Stimmungsspektrum zur Verfügung. Und schönerweise ist das Zärtlichsein ein entscheidender Teil davon. Herzliche Grüße Cara

Mitglied inaktiv - 04.09.2003, 12:21



Antwort auf: Nachtrag zu Unser zärtliches Kleinkind

Liebe Cara, dann bin ich ja beruhigt, daß es auch Wut und Trotz gibt. Denn den braucht der Mensch, um sein Selbst zu entwickeln und zu inszenieren. Der Trotz ist die noch frühe, sehr grobe und unbeholfene Art, sein Selbst zu behaupten. Dafür muß (leider!?) in erster Linie wieder die primäre Bezugsperson herhalten, die ja auch für die Anhänglichkeit zuständig gewesen ist. Den Trotz sollte man nicht gleich mit der härtesten Maßnahme der elterlichen Gegenwehr beantworten (die meisten tun es aber). Vorher gibt es noch das Drohen (Mimik, Gestik) und das Schimpfen. Dafür sollte man allerdings nicht schon früher "sein ganzes Pulver verschossen haben". Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.09.2003