Frage: Nachfrage zu Ihrer Anwort vom 18.12 "Durchschlafen"

Hallo Herr Dr. Posth, in ihrem Anti-Ferber-Statement führen Sie aus, ein Kind "leide an den Folgen unterschwellig sein Leben lang, weiß teilweise nicht einmal mehr warum eigentlich und wird nun alles für ihn Nützliche tun, den Level dieses Leid möglichst tief zu halten." Meistens schläft unsere Kleine nach dem abendlichen Ritual (Liebhalten/ene Geschichte erzählen) gut ein. Wenn nicht, haben wir die Erfahrung gemacht, daß Sie mit Ferber nach spätestens zwei 8-Minuten-Intervallen einschläft. Wenn wir zu ihr gehen und sie trösten und bei ihr bleiben jedoch viel später. Meistens wird sie dann erst richtig laut. Eigentlich merken wir das auch an der Intensität des Schreiens, ob es wir in dem Fall diese Methode anwenden können. Wenn die Kleine völlig hysterisch schreit, bleiben wir natürlich bei ihr. Aber bei Knöttern bis "normalen" Schreien.... Eine befreundete Kinderärztin, die sich auf psychotherapeutischen Behandlung von Kindern spezialisiert hat, sagt, man müsse Kindern "liebevoll und ruhig" konsequent Grenzen zeigen und ihnen innerhalb dieser Grenzen Freiraum lassen. Dazu gehöre auch, daß das Kind zwar weiß, daß die Eltern immer da sind, aber alleine lernt, einzuschlafen. Daß das Kind seine feste Ruhezeit tagsüber einhält; daß das Kind ist, vom dem was auf dem Tisch steht, und keine Sondermahlzeiten bekommt etc. Kurzum, was mich wirklich erschrocken hat, sind lebenslange Folgen, die Sie beschreiben. Erfahren nicht Kind, Jugendliche und erst recht wir Erwachsene täglich Frustrationen und müssen damit fertig werden? Man muß doch auch lernen, Frustrationen zu verarbeiten? Vielen Dank für Ihre ausführlich und sehr gute Beratung in diesem Forum.

Mitglied inaktiv - 13.01.2003, 13:01



Antwort auf: Nachfrage zu Ihrer Anwort vom 18.12 "Durchschlafen"

Lieber Reinhard, Sie setzen normales Schreien in Anführungszeichen. Das ist gut so, denn was ist am Schreien normal? Schreit ein Erwachsener oder von mir aus auch Jugendlicher, dann nehmen wir alle an, daß er wahnsinnige Schmerzen hat oder psychisch furchtbar erregt ist und leidet. Die Humanität gebietet es uns, sofort etwas gegen dieses Leid zu unternehmen. Und beim Säugling, dem hilflosesten Wesen überhaupt??? Die Formel mit dem Grenzen setzen ist eine Idee von Erwachsenen. Sie haben die Macht, dem Kind Grenzen zu setzen. Das Kind sucht nach Regeln und gesellschaftlichen Gepflogenheiten, nach dem, was ihm zuträglich ist und später auch dem, was es seinen Eltern zumuten kann, aber nicht nach irgendwelchen Grenzen. Und ein Säugling besitzt nicht die geringste Vorstellung davon, was eine Grenze sein könnte. Er hat ja noch nicht einmal eine sichere (personelle)Grenze zwischen sich und seiner Bezugsperson. Selbst die muß er ja erst entdecken und ausbauen. Daher ist es auch so schmerzlich für ihn, wenn die Mutter oder der Vater ihn allein lassen, denn er, der Säugling, ist viel alleiner, wenn es dieses Wort gibt, als ein größeres Kind oder ein Erwachsener. Ich gebe Ihnen aber völlig recht, daß nicht jedes Meckern oder Knöttern, ob im Schlaf oder auf der Decke spielend ein Anlaß sein muß, seinen Säugling zu trösten und auf den Arm zu nehmen. Die Grenze besteht hier darin, den Säugling seine unvermeidlichen Frustrationen irgendwie ausleben zu lassen. Aber eine gescheite Vorübung für später ist nicht dieses Meckertraining, sondern allein die gelungene Selbstwerdung im 2.-3. Lebensjahr aus der emotionalen Integration (gelungenes Verwerten gemachter Gefühle). Jedenfalls vertrete ich diese Meinung. Vielen Dank für Ihr Nachhaken und viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.01.2003



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Ich habe es bei Adrian und Lukas auch mal kurzfristig mit der Ferber-Methode probiert. Die Folge war, dass sie sich richtig "eingeschrien" haben und es nur ganz schwer möglich war, sie dann zu beruhigen. Irgendwann habe ich aufgegeben, weil ich einfach keine Lust mehr hatte, jede Nacht 2-3 Stunden zu trösten. Also bin ich beim Weinen in der Nacht oder am Abend sofort hin gelaufen. Je nach Intensität habe ich die beiden aus dem Bett genommen, gekuschelt, getröstet und nach jeweils 10-15 Min. haben sie wieder geschlafen. Ja, teilweise auch mit mir zusammen auf dem Sofa, wenn es nicht anders ging. Ich finde es einfach herzlos, wenn sich so ein kleiner Wurm fürchtet und an Mama kuschelt, ihn einfach wieder ihn sein Bett zu stecken und schreien zu lassen! Besonders mit Adrian habe ich unzählige Nächte kuscheln "müssen", aber er wusste irgendwann Mama kommt, wenn ich sie brauche! Und nun wird es wirklich besser. Meist reicht ein Schnuller, nochmal Zudecken, ein liebevolles Wort und er schläft wieder in seinem Bettchen weiter. Inzwischen gibt es Nächte, wo ich von beiden keinen Ton höre und wenn doch? Dann stehe ich halt auf und falls nötig nehme ich einen raus und schlafe mit ihm auf dem Sofa,bevor der andere auch geweckt wird, was solls? Es gibt schlimmeres! LG Nina

Mitglied inaktiv - 14.01.2003, 10:02



Antwort auf: Nachfrage zu Ihrer Anwort vom 18.12 "Durchschlafen"

Liebe Nina, auch Ihnen vielen Dank.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.01.2003



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Hallo, habe mit Interesse die Beiträge zum Thema Schlafen gelesen. Wollte dazu auch mal etwas nettes beitragen. Unser Sohn hat immer schon sehr wenig geschlafen und auch immer nur, wenn er bei uns im Bett liegen durfte und wenn mindestens ich, die Mutter, dabei war. Es war manchmal ganz schön anstrengend, da es Zeiten gab, wo das Einschlafen fast 2 Stunden gedauert hat. Alle rieten mir zur Ferber-Methode. Ausprobiert habe ich es, aber es hat mir das Herz gebrochen und so habe ich es gelassen. Nun wird Kai bald 3. Und siehe da - seit etwa dreieinhalb Wochen hat er beschlossen, dass er ein großer Mann ist und dass er in seinem eigenen Bett schlafen will!!!! Ich bin so froh, dass wir ihn nicht "gequält" haben, sondern dass wir ihm gezeigt haben, dass er seine eigenen Bedürfnisse haben darf und dass er ernst genommen wird. Ich hoffe, dass ich allen gestressten Eltern etwas Mut machen konnte. LG Gritta

Mitglied inaktiv - 15.01.2003, 11:28



Antwort auf: Nachfrage zu Ihrer Anwort vom 18.12 "Durchschlafen"

Liebe Gritti, schönen Dank für Ihren Beitrag. Er bestätigt das, was ich von Anfang an versuche klarzumachen. Ein Kleinkind, daß in Bestärkung und im Bewußtsein seines Selbstwerts aufwächst, klammert sich niemals dauerhaft an seine Eltern. Im Gegenteil, wenn es spürt, daß der Zeitpunkt gekommen ist, und man ihm die Gelegeheit gibt, seinen eigenen Platz in der Wohnung zu besitzen und gestalten zu dürfen, sucht sich regelmäßig ab dem 3.-4 Lebensjahr diesen Ort, an dem es dann die Selbständigkeit erleben kann. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.01.2003



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