Frage: Mittelpunkt

Lieber Dr. Posth, ich liebe meinen Sohn (11 Mon.) sehr und habe ihm immer sehr viel und gerne Aufmerksamkeit geschenkt. Nun ist es in den letzten Wochen häufiger so, dass er zu jeder Zeit im Mittelpunkt stehen möchte. Ich muss bsp. auch Telefonate erledigen oder mal Einkäufe machen. Das gestaltet sich dann manchmal (nicht immer) wirklich unheimlich schwierig. Auch das Essen am Familientisch und Gespräche währenddessen mit meinem Mann sind manchmal nicht einfach. Natürlich kann ich nicht von ihm erwarten, dass er versteht, dass seine Mama nun gerade mal ihre Aufmerksamkeit etwas/ jemandem anderes zuwenden muss. Er meckert dann lautstark, ist missmutig, bis man ihn auf den Arm nimmt. Ich sehe häufig andere Kinder in vermutlich ähnlichem Alter in Geschäften, bei denen es problemlos klappt. Was genau habe ich falsch gemacht? Geht zu viel Aufmerksamkeit (Verwöhnen)? Und wie kann ich jetzt damit umgehen? Ich möchte ja nicht, dass er sich plötzlich abgelehnt fühlen könnte. Lieben Dank! Angel

Mitglied inaktiv - 03.08.2009, 11:37



Antwort auf: Mittelpunkt

Hallo, der Eindruck, den anderen Familien liefe alles besser und die Kinder wären nicht so anstrengend trügt. Sie bekommen viel zu wenig vom Alltag aus den anderen Familien mit und beobachten immer genau das als besser, was bei Ihnen selbst anders und angeblich schlechter läuft. Das geht eigentlich allen Eltern so. Jedes Kind fordert Aufmerksamkeit und will im Mittelpunkt stehen. Es ist schon ein Zeichen von Auffälligkeit und verdächtiger Entwicklung, wenn das bei einem Kind nicht so ist. Die Methoden, wie das Kind das erreicht, sind sicherlich unterschiedlich, und bei den einen eher ärgerlich und stressverursachend und bei den anderen auf eine typisch kindliche Weise sogar charmant. Das Geheimnis gelassener elterlicher Reaktion ist die Fähigkeit, sich nicht provoziert zu fühlen und gelassen konsequent damit umzugehen. Nicht immer kann man dem Anspruch des Kindes nachkommen, aber nicht immer muss man ihn auch gleich abwehren. Es gibt viele Tricks, wie man schon im Vorfeld solche Eskalationen verhindert. So gibt man dem KInd gleich etwas Interessantes zum Spielen, wenn man ein Gespräch mit seinem Ehepartner führen möchte oder lässt sein Kind ein paarmal am Telefon hören oder in den "Höhrer" hinein reden, wenn man selbst telefonieren muss (offizielle Gespräche ausgenommen). Geschickte Ablenkung hilft auch fast immer. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 07.08.2009