Frage: Mitgefühl bei 4järhigem - NACHTRAG

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage vom 25.05. bezgl. des o.a. Themas. Ich muss leider zugeben, dass ich Ihre Antwort nicht so ganz verstehe - könnten Sie sie vielleicht noch einmal etwas 'einfacher' formulieren? ich habe es jetzt so verstanden, dass mein Sohn bei Schmerzen anderer lacht, weil er selbst einmal so sehr verunsichert wurde und nun innerlich stark verunsichert ist. Ist das richtig? Ich wäre Ihnen dankbar für eine erneute Antwort. Mit freundlichen Grüßen yuri06224

Mitglied inaktiv - 01.06.2009, 11:54



Antwort auf: Mitgefühl bei 4järhigem - NACHTRAG

Stichwort: Gewissensentwicklung Hallo, Sie haben Recht, meine Erklärung ist nicht einfach zu verstehen. Ich möchte zu meiner Entlastung behaupten, dass Sie von anderen Kinderpsychologen wenn überhaupt, auch keine einfachere Erklärung bekommen hätten. Ich vermute einmal, werde mich aber vergewissern, das bisher nur ganz wenige PsychologInnen sich mit dem Phänomen der Schadenfreude auseinandergesetzt haben. Es ist auch verflixt schwierig, die inneren psychodynamischen Zusammnhänge zu verstehen. Kaum einfacher, aber ein neuer Erklärungsversuch. Jeder Mensch schämt sich vor den Anderen wegen eines von ihm begangenen Missgeschicks. Erlebt er ein vergleichbares bei einem Anderen, regt ihn das zum Lachen an. Einerseits ist er erleichtert, dass es ihm nicht selbst passiert ist. Aber das ist nur seine geistige Erklärung dazu. In Wirklichkeit findet etwas anderes in ihm statt. Er erlebt die Beschämung des anderen als eine Wiederkehr einmal selbst erlebter Beschämung. Die einsetzende Erleichtung, dass ihm das nicht selbst passiert ist, fühlt er als erneute Scham, weil er damit automatisch dem Anderen gegenüber Missgunst ausdrückt. Er bekommt so ein schlechtes Gewissen, dass er als innere Spannung nur durch ein Gelächter lösen kann. Von diesem Effekt leben ganze Fernsehsendungen! Viele Grüße PS: Missgunst und Genugtuung für erlittenes Unrecht ("Macht des Ohnmächtigen") sind mehr ethisch-moralische Erklärungsversuche

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.06.2009