Frage: Mit 4,5 und immer noch Schnuller!

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, meine Tochter ist inzwischen 4,5J. und wir haben immer noch dieses Problem. Die "harte Tour" bringe ich nicht ferrit, da meine Tochter sonst so klug, einsichtig und "erwachsen" ist, und derzeit sind wir soweit, dass sie nachts noch schnullert, tagsüber darf sie nicht. Allerdings macht sie's dann oft heimlich wenn niemand zuschaut. Heute hab' ich's mit Bestechung versucht (Schnuller weg=Stockbett kaufen), aber da konnte man zusehen, wie sie in einen echten Gewissenskonflikt kam. Die dicken Tränen kullerten nur so und sie fragte unter Schluchzen, ob sie denn den Schnulli dann wenigstens als Erinnerung in ihrem Eierkarton aufheben dürfe! Meine Frage(n): 1. ist es schädlich, noch ein bisschen "großzügig" zu sein?? 2. was kann psychologisch dahinter stecken? Danke und Gruß MiniMama

Mitglied inaktiv - 08.11.2004, 14:52



Antwort auf: Mit 4,5 und immer noch Schnuller!

(Stichwort Übergangsobjekt) Hallo, Schnuller, Daumen/Finger oder Lieblingskuscheltier haben eines gemeinsam, sie fungieren als Übergangsobjekt. Der englische Kinderarzt und Kinderanalytiker D.W.Winnicott hat sich sehr ausführlich über dieses frühkindliche Phänomen geäußert. Er vertritt die von mir geteilte Ansicht, daß das Übergangsobjekt als frühkindliche Illusion einer fortbestehenden Verfügbarkeit über die primäre Bezugsperson zu werten ist. Das erklärt die zauberhaften Wirkungen dieses Saugobjekts. An Kuscheltieren wird ja auch gezutscht! In der Nacht, wenn die Mutter (oder auch der Vater) nicht vefügbar ist, oder bei Enttäuschung und Trauer können die Kinder sich damit selbstätig beruhigen und negative Emotionen abbauen. Das Ü-gangsobjekt unterstützt also die emotionale Selbstregulation. Ich meine (und nicht nur ich), daß frühestens mit 4 Jahren eine Kind auf diese Regulationshilfe verzichten kann. Dafür gibt es Gründe in der emotionalen und geistigen Reifung des Kindes. Die Idee mit der Schnullerfee, die den Nuckel gegen ein schönes und sinnvolles Geschenk am 4. Geburtstag austauscht, finde ich gut. Der Verzicht auf den Schnuller bewirkt eine Selbstaufwertung im Kind wie der Verzicht auf die Windel. Aber das Kind muß, wie gesagt, reif dafür sein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.11.2004



Antwort auf: Mit 4,5 und immer noch Schnuller!

Deine Fragen finde ich interessant, da ich auchso ein Kind war, das ewig am Daumen lutschte - ich meine natürlich, es hat mir nicht geschadet (außer den Zähnen, aber die sind inzwischen dank Kieferorthopädie wieder ok)(vielleicht denken andere ja anders drüber;-). Ich kenne auch jetzt Schulkinder, die noch Daumen lutschen und absolut in der Norm liegen. Ich persönlich würde keinen starken Druck ausüben, nur eben ab und zu versuchen, zu überreden, wie Du es ja eh machst.

Mitglied inaktiv - 09.11.2004, 21:05



Antwort auf: Mit 4,5 und immer noch Schnuller!

Hallo, mein Sohn ist auch 4 und schnullert nachts noch. Wir versuchen es demnächst mit einer Mundvorhofplatte als Schnullerersatz. Die kriegt man beim Zahnarzt. Wenn er diese Platte aber gar nicht als "Schnuller für Große" akzeptiert, dann darf er den alten Schnuller auch noch behalten. Irgendwann wird er bereit sein, ihn abzugeben. Eine Nachbarin erzählte mir jetzt, daß sie bis zum Abitur nachts am Daumen gelutscht hat. Da ist 4 doch kein Alter... LG Anja

Mitglied inaktiv - 10.11.2004, 00:51



Antwort auf: Mit 4,5 und immer noch Schnuller!

Ich muss sagen, die Antworten haben mich etwas erstaunt. " ...hat nicht geschadet, das hat der Kieferorthopäde wieder repariert..." - das kann doch wohl hoffentlich nur Ironie sein. Ich würde alles versuchen, damit mein Kind mit spätestens 2-2,5 Jahren ohne Schnuller auskommt. Ständiges schnullern ist schädlich! Und mit 2 Jahren oder auch 4 Jahren (allerspätestens) sollter dieses Trösterli (und oft auch bequemer Ruhigsteller) überflüssig geworden sein. Franzi

Mitglied inaktiv - 10.11.2004, 13:42



Antwort auf: Mit 4,5 und immer noch Schnuller!

Es gibt da einen passenden Spruch: Besser verbogenen Zähne als eine verbogene Seele. Solange das Kind den Tröster noch braucht (und mit 2 1/2 sind das eben sicher noch sehr viele Kinder), würde ich ihn nicht gegen den Widerstand des Kindes wegnehmen. Meine Kinder (3) waren das Ding immer so zwischen 3 und 4 jahren los, aber bei mir selbst hat´s mit dem Finger länger gedauert - und meine Zähne sind heute wieder in Ordnung - ob meine Seele reparabel gewesen wäre, wenn meine Mutter es mir mit Zwang abgewöhnt hätte?

Mitglied inaktiv - 10.11.2004, 21:15



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