Lieber Dr. Busse und liebe andere Eltern!
Unsere Katja ist 13 Monate alt und ist ein SEHR lebhaftes Kind. Sie konnte schon mit 5 1/2 Monaten krabbeln und laufen konnte sie schon mit ca 9 1/2 Monaten. sie hat aber nun KEIN Sitzfleisch. Ihre Spielsachen interessieren sie nur wenn ich oder mein Mann oder sonstwer mit Ihr gemeinsam am Boden sitzen und dann mit Ihr spielen sonst liegen sie nur rum und sie schaut sie nicht mal an. Sie hat nur Dummheiten im Kopf. Alles was sie nicht darf ist interessant und wenn ich dann NEIN sage fängt sie an zu schreien und ist zornig und wirft sich auf den Boden. Ansonsten nörgelt sie nur rum und läßt mir den ganzen Tag keine Verschnaufpause (außer sie schläft! :o)
Ist das normal? Ab wann sollte ein Kind NEIN begreifen? Sie hört sonst auf alles. Wenn ich sage hohl deine Schuhe, oder hohl den Ball dann versteht sie das und macht es dann auch, aber ich kann Ihr 1000x sagen zb. "Du darftst die Blumen nicht ausreisen" dann schaut sie mich an, lacht und macht es dann mit lust weiter. Wie kann ich Ihr das beibringen?
Ist ein bissi anstrengend auf die Dauer...
Mit bestem Dank
Elfenkind
Mitglied inaktiv - 05.12.2002, 22:44
Antwort auf:
Meine Nerven.....
Hallo, ich denke, Sie nehmen auch eine Antwort von mir an. Ihre grundsätzliche Frage ist mehr als berechtigt. Ja, ab wann verstehen Kinder eigentlich kompliziertere, logische Zusamenhänge? Wenn Sie ihre 13 Monate alte Tochter aufforderen, etwas zu holen, das sie bereits kennt, dann sind in ihrem Köpfchen alle Voraussetzungen dazu, das zu verstehen, vorhanden. Aber was ist, wenn sie ihr eine Schere in die Hand geben und sagen, sie solle ein Bild aus der Zeitschrift XY ausschneiden? Da fehlen ihr noch nahezu alle begrifflichen Voraussetzungen. Sehen Sie, ebenso ist es mit den vielen Verboten. Ihre kleine Tochter weiß einfach nicht wirklich, was Sie von ihr wollen. Sie hat noch keine Erfahrungen mit den Dingen. Wann wußten Sie, daß Vasen zerbrechlich sind und die Knöpfe am Herd zu heißen Kochplatten führen? Zunächst macht ein Kind aus dem NEINsagen eine Art Spiel, wie mit dem Herunterwerfen von Gegenständen aus dem Hochstühlchen. Es geht hierbei einfach um Ursache-Wirkung-Beziehungen und das ist faszinierend für einen Säugling, daß er Ursache für eine Wirkung ist. Er lernt dabei. Gleichzeitig fasziniert es ihn, daß er Auslöser einer sozialen Reaktion ist, wenn er sich z.B. einer bestimmten Sache nähert und diese vielleicht in seine Hand nehmen möchte. Sie rufen Nein! und ihre kleine Tochter ist stolz auf sich, daß sie eine solche Reaktion bei Ihnen hervorrufen kann. Enttäuscht ist sie, wenn diese Reaktion mit einer strafenden Handlung sich verbindet. Dann bekommt sie Angst und weiß gar nicht warum die Mutter so reagiert. Erst im Laufe des zweiten Lebensjahres entwickeln die Kinder begriffliche Vorstellungen und können mit der Zeit absehen, welche mögliche Folgen ihr Tun nach sich ziehen kann. Das ist Lernen (am Geschehen, resp. Erfahrung/Empirie). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.12.2002
Antwort auf:
Meine Nerven.....
Also für meine Begriffe verhält sich Dein Kind absolut normal. Was erwartest Du von einem kleinen, agilen Zwerg, der die Welt entdecken will? Unser Sohn ist jetzt 24 Monate alt und fängt nun so langsam an, kurze Zeitspannen ganz allein mit seinem Spielzeug zu spielen. Aber auch Dinge des Alltags (Töpfe, Dosen, Lampen etc.) sind nach wie vor für ihn "Spielzeug" (was Spielzeug ist und was nicht, definieren eher wir).
Ein gerne gegebener Rat an alle Kleinkindeltern ist ja: Bring alles in Sicherheit, was du unbedingt behalten willst, mach deine Wohnung kindersicher - das schont die Nerven aller.
Wenn Du ewig "Nein" schreist, erzeugst Du nur Trotz und Tränen (ist ja auch verständlich, dass alles interessant ist!). Zeig doch Deiner Tochter lieber Alternativen auf, wenn sie etwas nicht soll. Also: "Lass bitte die Vase stehen, willst Du mal den Topfschrank ausräumen?"
luna
Mitglied inaktiv - 07.12.2002, 17:17