Hallo Herr Dr. Posth,
ich brauche mal wieder Ihren kompetenten Rat. Meine Tochter (19 Mo.) haut uns (mich, meinen Mann und v.a. ihren Bruder, 7 J.). Das kann mit erkennbarem Grund sein, wenn sie sich zB über etwas ärgert oder auch für uns völlig unerklärbar. Das kränkt v.a. Niklas sehr, der seine Schwester sehr lieb hat. Ich habe ihm geraten, einfach von ihr weg zu gehen und traurig dreinzuschauen, damit sie merkt, dass sie ihn verletzt damit.
Céline bekommt viel Liebe und Zuwendung, schläft seit Geburt in meinem Bett, liebt ihren Papa heiß und innig (mehr als mich z.Z. *grins*).
Haben wir etwas falsch gemacht? Können Sie uns bitte einen Rat geben?
Herzlichen Dank für Ihre unschätzbare Arbeit hier!!
Und eine schöne Adventszeit wünscht Ihnen Mona
Mitglied inaktiv - 05.12.2005, 11:23
Antwort auf:
Meine Kleine haut uns
Stichwort Hauen
Liebe Mona, das Hauen der Kleinkinder in der Anfangszeit der Loslösung dient der Verstärkung der Loslösung, will heißen, ist Teil der beginnenden Selbstbehauptung. Allerdings macht es nicht jedes Kind. Denn nicht jedes Kind ist gleich aggressiv und auch gleich impulsiv veranlagt. Anlagen zur Aggression besitzt jeder Mensch, und der Impuls, zu schlagen oder z.B. auch zu beißen, ist ein Relikt aus der grauen Vorzeit der Menschheit.
Wenn die Kinder langsam auf den zweiten Geburtstag zu gehen, lohnt es sich bereits, die Strategie der Induktion (Suchlauf!) anzuwenden. Genauso wie Sie es richtig Ihrem Sohn angeraten haben, sollten auch Sie als Eltern spielerisch reagieren. Ziel der Induktion ist es, das jetzt sich entwickelnde "empathische Mitleid" im Kleinkind anzuregen, ja es sogar herauszufordern. Alle Kleinkinder fühlen sich dann "groß" und stolz, wenn sie den "Geschlagenen" oder "Gebissenen" trösten können. Haben die Kinder diese ihre Fähigkeit begriffen, wird das "Spiel" noch eine Zeitlang zelebriert, dann verliert es sich ganz.
Völlig falsch ist es, barsch und streng im Sinne von "Grenzen setzen" zu reagieren, oder gar sein Kind zurück zu schlagen oder zurück zu beißen. Niemand will ja sein Kind zu einem Schläger oder Beißwütigen erziehen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 07.12.2005