Frage: Mein & Dein

Hallo Dr. Posth, In letzter Zeit kommt es häufiger vor, daß unser Sohn und sein bester Freund (beide ca. 18 Monate) sich gegenseitig die Spielsachen wegnehmen. Wie reagiert man in solchen Situationen richtig? Die Kinder "das Gefecht" alleine austragen lassen oder eingreifen und wenn ja, wie? Ich habe neulich auf dem Spielplatz die Erfahrung gemacht, daß eine Mutter ihre Tochter (war allerdings schon älter, ca. 2,5 - 3 Jahre alt) bestärkt hat, unserem Sohn nicht ihr Spielzeug abzugeben, wenn sie das nicht möchte, weil es ja ihre Sachen sind. Ich fand das Verhalten seltsam, weil ich der Meinung bin, daß Kinder lernen sollten, ihre Sachen mit anderen zu teilen aber vielleicht geht das in dem Alter noch nicht? Über Ihren Rat und Ihre Meinung würde ich mich sehr freuen. Viele Grüße Tina

Mitglied inaktiv - 02.09.2003, 13:15



Antwort auf: Mein & Dein

Liebe Tina, Kleinkinder kennen noch keine Besitzverhältnisse im rechtlichen Sinn. Sie versuchen alles zu bekommen, was attraktiv erscheint, weil sie sich dadurch aufgewertet fühlen. Insofern nehmen sie anderen Kindern Dinge einfach weg. Gibt´s widerstand "siegt" der Stärkere. Das erscheint uns grausam, aber so fängst es halt an. Hat man ein selbstunsicheres Kind, das sich nicht wehrt und sich alles wegnehmen läßt, ist es manchmal nicht falsch, es zur Gegenwehr zu ermuntern. Allerdings dürfen "brutale" Maßnahmen nicht gefördert werden. Hier ist eindeutige verbale Kritik am Kind angebracht. (Kommt demnächst alles in meinem langen Text über das emotionale Bewußtsein). Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.09.2003



Antwort auf: Mein & Dein

Hi Tina! Wieso sollte man ein Kind zwingen oder auch überreden, seine Spielsachen zu teilen? Es sind wirklich SEINE! Wenn es nicht abgeben möchte, sollte man das akzeptieren! Es ist ein gewisser Entwicklungsstand, in dem die Kinder sich selbst auch über Besitztümer definieren. Mein Sohn ist jetzt 21 Monate und fängt damit an auszudrücken, dass etwas "seins" ist. Er möchte auch immer weniger, dass andere sein Spielzeug nehmen. Ich sehe das als Fortschritt in der Entwicklung: Vorher war es ihm egal, jetzt stellt er Besitzansprüche - eine Weiterentwicklung der geistigen Fähigkeiten!!! Und für die "sekundäre Zufriedenheit" ist es in dem Alter einfach von immenser Bedeutung, dass darauf zunächstmmal Rücksicht genommen wird und der Besitz des Kindes ernst genommen wird. Ich schreibe dir mal ein paar Zeilen aus dem Buch "Smart Love" zu dem Thema: "Man kann von einem Kind unter drei Jahren nicht erwarten, dass es mit anderen teilt, sie höflich fragt, ob es ihre Spielsachen benutzen darf, artig wartet, bis es an der Reihe ist, und so weiter. (...) Ein Kind, das nicht verfrüht dazu gezwungen wird, mit anderen zu teilen, macht sich mit der Zeit die Großzügigkeit zu eigen, die ihm Eltern ihm entgegen bringen. (...) Wenn ein Kind noch nicht reif dafür ist, aus freien Stücken großzügig zu sein, und trotzdem ermahnt wird, mit anderen zu teilen und ihnen ihre Sachen nicht wegzuschnappen, empfindet es die Forderungen und die Missbilligung der Eltern als kränkend." Ich handhabe es so, dass Nico nicht teilen muss. Spielsachen, die er mit zum Spielplatz nimmt (z.B.), sehe ich (im Gegensatz zu anderen Müttern) nicht als Allgemeineigentum an. Natürlich versuche ich, da Mittelwege zu finden. Und ich denke, dass "tauschen" ein schöner Mittelweg ist. In "Smart Love" wird beschrieben, dass die Kinder zwischen drei und vier Jahren lernen zu teilen. LG Janet

Mitglied inaktiv - 02.09.2003, 16:29



Antwort auf: Mein & Dein

Hallo Tina! Mein Sohn ist 19 Monate und im Moment ist vieles bei ihm "meines". Das ist ja ein Entwicklungsschritt für die Kleinen. Er wendet es aber meistens noch bei uns an, bei anderen Kindern noch nicht so. Ich bin auch eine Verfechterin des Tauschens, da haben ja beide Kinder was von. Mein Kleiner versteht aber schon, wenn ich ihm sage, daß das Spielzeug "Max" gehört und oft gibt er es dann auch ohne zu quängeln zurück. LG, Silke

Mitglied inaktiv - 02.09.2003, 20:18