Mehrere Ersatzbezugspersonen, scheint zu funktionieren, oder doch schädich?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Mehrere Ersatzbezugspersonen, scheint zu funktionieren, oder doch schädich?

Lieber Herr Dr. Posth, leider lässt sich eine frühe Fremdbetreuung (nur stundenweise) für unseren Sohn (18 Monate) nicht ganz vermeiden. In den ersten sechs Monaten kam einmal in der Woche die Oma, betreute ihn zusammen mit mir, auch mal 1-2 Stunden allein. Die andere Oma (wohnt weit weg) kam einmal im Monat für mehrere Tage, da sind wir nach Eingewöhnung ähnlich verfahren. Ab 7 Monaten kam (auch Eigewöhnung) eineTante einmal/Woche für drei Stunden. Von allen dreien lässt er sich bis heute gern betreuen und trösten. Seit er ein Jahr ist, geht er 3 Vormittage /Woche in einen Spielkreis (4 Erzieherinnen, 12 Kinder), bleibt gern bei Bezugserzieherin und mag eine weitere sehr. Neuerdings weint er manchmal bei der "Übergabe" kurz (sowohl Kiga als auch Omas, die ja zuhause betreue ) kurz, lässt sich nach 10 Sekunden trösten), und "meckert" manchmal, wenn er im Kiga beim Abholen zu mir läuft. Meistens winkt er aber fröhlich beim Abschied. Was meinen Sie zu der Situation? Was sollen

Mitglied inaktiv - 27.10.2008, 11:55



Antwort auf: Mehrere Ersatzbezugspersonen, scheint zu funktionieren, oder doch schädich?

Stichwort: Bindungsverwirrung Hallo, die Aufzählung der verschiedenen Bezugspersonen macht schon klar, dass es ein Kind bei diesem Herumgereichtwerden nicht gerade leicht hat. In der Regel entziehen sich die Kinder aber solchen wechselnden Beziehungen und Einflüssen, indem sie eine klare Hierarchie ausbilden. Allerdings müssen sie auch eine Chance bekommen, diese Hierarchie entwickeln zu können. Das geht nur, wenn bestimmte Bezugspersonen an immer denselben Orten auftauchen und bei den verschiedenen Personen auch im Wesentlichen immer diegleichen Ereignisse stattfinden. Ich gehe davon aus, dass das bei Ihnen auch so beachtet wird. Geht auch das alles durcheinander, besteht die Gefahr der Bindungsverwirrung. Die Bindungsverwirrung bedeutet Stress für das Kind, und zwar negativer Stress, der sich störend auf die Organisation der Netzwerkstrukturen auswirkt. Zumindest ist das gängige Auffassung in der Bindungsforschung. Solche Kinder leiden darunter, keine durchschaubaren Muster in ihrer sozialen Umwelt erkennen zu können und unterwerfen sich mit der Zeit dieser Beliebigkeit. Das Resultat ist eine Bindungsstörung mit nicht mehr erkennbaren Unterschieden in den kindlichen Reaktionen auf die Bezugspersonen, die sich im weiteren Verlauf ihres Lebens Ihnen anbieten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.10.2008