Frage: Machtbedürfnis + Regelkonzept

Hallo Herr Posth, mit meiner Tochter 2 3/4 Jahre alt, kommt es immer wieder zu vehementen Auseinandersetzungen. Sie ist von der Veranlagung impulsiv und möchte sehr gerne viele Dinge bestimmen. Z.B. wo die Mama und der Papa sitzt, ob die Mama vor dem Essen beten darf etc. Wenn wir dann erklären z.B. dass es feste Plätze gibt (Tausch wird auch angeboten), oder dass Mama oder Papa dieses oder jenes doch tun dürfen, bekommt sie je nach Laune, oder Stärke des Wunsches einen Wutanfall und geht nach einiger Zeit auf ein Trostangebot von unserer Seite ein. Ich finde solche und ähnliche Situationen schwierig, weil einerseits der berechtigte Wille von ihr akzeptiert werden sollte, aber auch dieser da seine Begrenzung findet, wo es meine Belange sehr berührt und es als eine bloße Machtfrage erscheint. Nicht immer sind solche Situationen mit dem Regelkonzept auszubalancieren. (Wie soll man z.B. bei Verstößen reagieren?) Wie sollte ein sinnvolle Machtverteilung aussehen? Danke +LG Iris

Mitglied inaktiv - 22.02.2010, 11:29



Antwort auf: Machtbedürfnis + Regelkonzept

Stichwort: Umgang mit dem kindlichen Willen Liebe Iris, was man vielleicht nicht verwechseln darf, ist die Brechtigung des Willens beim Kind an sich und der gerade jetzt gezielte, inhaltliche Wille. Kleinkinder können Ihren Willen noch nicht immer anpassungsbereit auf die jeweilie Situation einstellen. Je dranghafter sie noch sind, desto schlechter gelingt das. Dadurch sind sie ihren spontanen Einfällen völlig ausgeliefert und auch ihren plötzlichen Bestimmungsbedürfnissen. Die aber kollidieren häufig mit den gerade angesagten Bedingungen im familiären Zusammensein und führen zum Konflikt. Die Unabweisbarkeit des Willens im Drang führt dann beim Kind zum Trotzanfall. Das Regelkonzept stimmt zwar die Kinder langsam auf die Steuerbarkeit ihres Willens ein, macht ihn aber nicht gleich beherrschbar. So wird es im einen oder anderen Fall sein, dass man dem Kind seinen Willen nicht lassen kann, ohne es dabei aber seelisch zu verletzen. Der Tausch ist immer ein gutes Angebot, versagt aber häufig in solchen Momenten. Der Wutanfalls muss dan von den Eltern hingenommen werden, verbunden mit dem stitigen Angebot des Trostes und der Versöhnung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.02.2010