Loslösungsprozess oder Bindungsproblem bei 18 Monate altem Kind!

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Loslösungsprozess oder Bindungsproblem bei 18 Monate altem Kind!

Lieber Dr. Posth! Das innige Verhältnis das unsere Tochter zu ihrem Papa hat ist absolut gewünscht, wenn es derzeit nicht so wäre, dass sie mich nun regelrecht wegschubst, wenn Papa da ist. Und zwar nicht nur wenn es ums Spaß haben geht, sondern besonders auch in Situationen in denen sie Hilfe und Nähe braucht. Ist sie krank, tut ihr etwas weh, kann sie nicht schlafen, sie ruft nach Papa. Komme ich in ihre Nähe verfällt sie in einen regelrechten Tobsuchtsanfall und schiebt mich von ihr. „Mama weg“ sind derzeit die Worte, die ich am Häufigsten zu hören bekomme. Ich habe den Eindruck, dass sie mir nicht vertraut. Vielleicht gab es ja eine Situation in der ich sie ihrer Meinung nach im Stich gelassen habe und das sie mir nun immer noch nachträgt? Vor allem bin ich derzeit so verunsichert, dass ich gar nicht weiß wie ich mich den Beiden gegenüber verhalten soll. Abstand nehmen, wenn sie mich wegschubst oder dabei bleiben und zeigen, dass ich mich kümmere und sie lieb habe? Vielen Dank!

von Quinto am 10.11.2014, 07:15



Antwort auf: Loslösungsprozess oder Bindungsproblem bei 18 Monate altem Kind!

Hallo, solche Entwicklungen sind aus der Ferne immer sehr schwer zu beurteilen. Wenn vor allem die Wiederannäherungskrise vorüber ist, wenden sich die Kinder eigentlich generell verstärkt den Vätern zu. Dass es dabei zu einer Ablehnung der Mutter kommt, sieht man selten, kommt aber vor. Entweder ist die Ursache ein starkes Bedürfnis nach Bestimmungsmacht, oder der Vater wirkt auf das Kind im Moment als der zuverlässigere neue Bindungspartner. Ob dem eine Situation des Vertrauensverlustes vorausgegangen ist, kann eigentlich nur die Mutter selbst wissen. Aber vielleicht ist auch der Vater nur sehr attraktiv und widmet sich sehr geschickt seinem Kind. ich setze natürlich eine sichere Bindung zur Mutter voraus. Und die sollten Sie nutzen, in dem Sie sich im Moment zwar nicht aufdrängen, aber zumindest in der Zeit, in der der Vater nicht zur Verfügung steht, klar und deutlich für Ihre Tochter da sind. Und dann warten Sie die Entwicklung einfach gelassen ab. Wahrscheinlich wendet sich demnächst das Blatt wieder, und Sie sind wieder gleichwertig mit Ihrem Mann. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.11.2014