Frage: Loslösungsphase - Papakind

Hallo Hr. Dr. Posth, unser Sohn Max ist 13,5 Monate alt und momentan total auf seinen Vater fixiert. Aufgrund der beruflichen Situation meines Mannes ist er für Max nur am WE verfügbar. Das führt dazu, dass ich am WE Luft für unseren Sohn bin, er nur bei Papa klammert. Selbst Trösten darf ich ihn nur sehr begrenzt. Ich habe Ihr Buch gelesen und bin mir der notwendigen Loslösung in diesem Alter durchaus bewusst. Jedoch stellt sich für mich die Frage, ob diese starke Abwendung von mir normal ist? Fühlt er sich bei mir nicht sicher gebunden? Oder liegt es daran, dass der Vater dazu neigt, sich die Rosinen bei der Erziehung herauszupicken (Wickeln, Füttern, Schlafen legen versucht mein Mann oft zu umgehen – auch wenn ich ihm das nicht immer durchgehen lasse)? Weiteres Thema: Mangelnde Konsequenz: Unser Sohn darf mit keinem Handy spielen. Das ist zw. uns so abgesprochen. Wenn ich jedoch nicht im Raum bin, lässt mein Mann unseren Sohn doch mit dem Handy spielen. MfG Bettina B.

Mitglied inaktiv - 02.11.2009, 10:31



Antwort auf: Loslösungsphase - Papakind

Liebe Bettina, diese Frage wird mir von vielen Mütter gestellt, die etwas überrascht sind von der radikalen Zuwendung ihrer Kinder zum Vater. Ihre Sorge, selbst dadurch in Beziehungs-Nachteil zu geraten, ist verständlich, aber vollkommen unbegründet. Die Loslösung ist nicht das Gegenteil der Bindung, sondern nur deren Erweiterung auf eine zweite Person. Das eigentliche Ziel ist aber immer das Selbst des Kindes, das es braucht, um eine autonome, d.h. eigenständige Persönlichkeit zu werden. Sie werden mit der Zeit merken, dass Sie als Mutter immer für bestimmte Dinge die erste Ansprechperson bleiben, und wenn der Vater nicht erreichbar ist, sind Sie ohnehin wieder Zentrum für Ihren Sohn noch auf lange Sicht. Über die Erziehungspraktiken müssen Sie sich weitgehend einigen. Das heißt nicht, dass man alles gleich entscheiden muss. Die Kinder wissen schnell zu unterscheiden, bei wem sie was dürfen. Und einmal kann die Mutter nachsichtiger sein und ein anderes Mal der Vater. Aber völlig widersprechen sollte man sich als Eltern nicht. viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 04.11.2009