Guten Tag Dr. Posth,
mit viel Interesse habe ich Ihre Hilfestellung Teil 3 gelesen, da unsere Michelle gerade 18 Monate alt ist. Einiges habe ich nicht ganz verstanden, so ist immer die Rede beim Löslösen von der Wichtigkeit des Vaters. Was aber kann der Vater den genau machen oder anders gesagt, was sollte ich als Mutter vermeiden damit der Lösungsprozess für unsere Tochter möglichst "Schmerzlos" abläuft (habe nach dem Lesen Ihres Textes das Gefühl, dass ich manchmal unbewusst engegensteure). Momentan ist es schon noch so, dass Michelle mir auf Schritt und Tritt folgt und für ihr Tun die Bestätigung bei mir sucht. Sie zeigt aber auch erste Trotzreaktionen bei denen ich nun vermute, dass die Loslösungsphase anfängt.
Besten Dank im Voraus.
Mitglied inaktiv - 11.12.2006, 08:22
Antwort auf:
Loslösung
Stichwort: Väter
Hallo, zu Beginn der Loslösung ist das Kind regelmäßig ziemlich verwirrt über seine eigenen Gefühle und Handlungsbestrebungen. Es will weg und auf Erkundigungen gehen und gleichzietig schnell wieder zurück zu Mutter als der primären Bezugsperson. Mit der Zeit merkt es aber, daß ihm die Entdeckungen und Erfahrungen, die es auf eigene Faust macht guttun. So ist es bestrebt, darin voran zu gehen. Für diese Empfindungen braucht es aber ein starkes Vorbild, damit es die Mutter unbeschadet "verlassen" kann. Natürlich verläßt es sie nicht wirklich, es will ja auch gar nicht fort im eigentlichen Sinn, es will nur zu sich selbst. Die primäre Bindung muß gelockert werden, damit das Kind eine autonome Person werden kann. Das optimale Vorbild hierfür ist der einfühlsame, zuverlässige und emotional immer erreichbare Vater. Bindungsperson und Loslösungsperson werden vom Kind gleichermaßen verinnerlicht und helfen dabei, das Selbst zu entwickeln.
Ein einfühlsamer und zuverlässiger Vater sollte einen Großteil seiner Freizeit dazu nutzen, für sein Kind da zu sein. Er sollte mit ihm spielen, spazieren gehen, sich unterhalten, es trösten und dabei zunehmend auch Aufgaben der Pflege übernehmen. Sehr gut ist es, wenn er es schafft, sein Kind abends ins Bett zu bringen und in den Schlaf zu begleiten. Salopp gesagt, Mütter setzen die Kinder in die Welt, Väter begleiten sie in die Welt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 11.12.2006