Unser kleiner Sohn (2,5) ist sehr auf mich fixiert. Der Papa unternimmt sehr oft was mit ihm, aber trotzdem weist er ihn häufig zurück, er will manchmal auch nicht beim Papa bleiben wenn ich wegmuss. Auch wenn er müde ist, ist nur Mama angesagt.
Vielleicht haben Sie ein paar Tips, wie ich seine Loslösung von mir unterstützen kann oder besser gesagt, auf was ich achten kann, damit ich seinen Loslösungsbestrebungen nicht im Wege bin, zu etwas drängen oder zwingen möchte ich ihn nämlich nicht.
Vielen Dank,
Jonas-Mum
Mitglied inaktiv - 10.02.2004, 18:08
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Loslösung
Hallo, mit 2einhalb steckt ein Kleinkind eigentlich schon tief im Trotzalter. Wie ist es denn damit? Die Tatsache, daß sich ein Kind nur schwer von seiner Mutter löst, hat in der Regel drei Gründe. Der erste ist in einer unsicheren primären Bindung zu suchen, der zweite im "Nichtzurverfügungstehen" der Vaterfigur und der dritte in dem "Nichtloslassenwollen" der primären Bezugsperson. Im zweiten Fall heißt das nicht, daß der Vater gar nicht vorhanden ist, es heißt nur, daß er seinem Kind nicht erreichbar erscheint. Ein Nichtloslassenwollen der Mutter wird oft von der Mutter gar nicht in dieser Form wahr genommen. Man muß sich selbst schon sehr genau prüfen, ob nicht etwas Wahres dran ist.
Der erste Fall ist noch etwas schwieriger, weil die "unsichere Bindung" im normalen Beziehungsverständnis von Mutter und Kind gar nicht vorkommt. Ich habe hier im Forum zu erklären versucht, was das bedeutet. Auf jeden Fall sieht sich das Kind hin und her gerissen zwischen seiner Anhänglichkeit und seinen Bestrebungen zur Autonomie und hat das Gefühl, sich dabei nicht sicher an die Mutter halten zu können. Ein typisches Beispiel ist die Aufregung und das Aufgewühltsein des Kindes bei der Rückkehr zur Mutter, wenn es diese bei seinen Erkundungen der Umgebung einmal aus den Augen verloren hat. Ein solches Kind weint auch auf dem mütterlichen Arm noch weiter und windet sich sogar manchmal aus diesem heraus.
Was nun im Einzelnen auf Ihre Situation zutrifft, kann ich von hier aus nicht genau sagen, oder ob sich vielleicht ein element mit einem anderen paart, und somit jedes für sich nicht nennenswert erscheint. Vielleicht mailen Sie noch einmal. Es ist auf jeden Fall ein sehr interessantes thema. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.02.2004
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Loslösung
Hallo!
das Problem was du mit deinem Sohn hast, das er so an dir hängt habe ich auch.Allerdings ist mein sohn fast 4 und er hängt mehr an seinem Papa wie an mir.Er möchte nur von ihm ins Bett gebracht werden,das papa mit ihm Zähne putz usw.ich bin die meiste zeit mit ihm alleine und trotzdem mag er liebe seinen Papa.ich glaube da kann man einfach nichts machen.warum auch.bist du denn nicht froh das dein kleiner so an dir hängt?
Ich wünschte mir manchmal das es bei uns auch so wäre,das er mehr an mir hängt.Das ist doch schön wenn das eigene Kind einen so liebt und es so übermittelt.
Aber auf eine Art kann ich dich auch verstehen.Du bist bestimmt auch mal erleichtert wenn du mal nicht alles machen musst und er dir nicht auf schritt und tritt am rockzipfel hängt
Liebe grüße zauberkatze
Mitglied inaktiv - 10.02.2004, 19:49
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Loslösung
Hallo!
Das "Problem" habe ich auch. Meine Tochter ist auch 2 1/2 und sehr auf mich fixiert. Muß allerdings sagen, daß mein Mann nicht viel mit ihr unternimmt oder mal spielt. Ein paar Minuten am Tag vielleicht mal. Aber sie läßt sich auch nur von mir ins Bett bringen, schickt den Papa oft weg, wenn sie müde ist oder sich weh getan hat, immer bin ich die Anlaufstelle. Ich find es eigentlich nicht so schlimm, allerdings würde ich abends auch mal gerne weggehen, oder auch mal am TAg, aber ich möchte sie nicht so herzzerreißend weinend zurücklassen. Vielleicht ist es falsch, aber ich kann nicht anders. Ist mein Instinkt vielleicht.
Gruß Britta
Mitglied inaktiv - 10.02.2004, 19:56
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Loslösung
Hmm ... schwer zu sagen.
Der Vater ist in unregelmässigen Abständen immer wieder mal auch für länger beruflich unterwegs. Dann sieht er den Kleinen oft nur am Wochenende.
Nicht Loslassen ... für mich auch schwer zu beurteilen. Wenn ich das Gefühl habe, dass er alleine gerne etwas tut, lasse ich ihn das gerne tun. Da bin ich sogar froh drüber.
Wenn er allerdings meine Hilfe oder Anwesenheit einfordert, bin ich da. Schwer zu sagen, ob ich da zu früh eingreife.
Und was die unsichere Bindung angeht: so wie Sie das in kurzen Worten geschildert haben, sehe ich bei uns keine Anzeichen dafür. Er lässt und ließ sich von mir immer sehr schnell trösten. Er war aber schon immer so, dass er sich bei seinen Erkundungen viel Rückversicherung geholt hat.
Die Frage ist ja nun, wie ich seine Selbständigkeitsentwicklung unterstützen könnte. Vielleicht haben Sie ja Tips oder Literaturtips zu dem Thema.
Schon mal besten Dank !
Mitglied inaktiv - 13.02.2004, 19:09
Antwort auf:
Loslösung
Hallo, bzgl. Literatur kann ich ganz unbescheiden im Augenblick auch nur auf meine Internetveröffentlichung hier im Forum hinweisen. Es gibt so gut wie keine allgemeinverständliche Literatur zu dieser Thematik. Entweder sind es rein psychologische oder psychoanalytische Bücher, die keine Handlungsempfehlung beinhalten, oder das Wissen des Ratgeberautors/autorin reicht dafür nicht mehr aus.
Es ist natürlich schwer, hier im Forum eine tiefenpsychologische Entwicklungsanalyse zu machen. Aus dem, was Sie schreiben, kann ich höchstens die partielle Abweseenheit des Vaters entnehmen, allenfalls könnte man versteckte Signale mangelhafter Loslösungbereitschaft bei Ihnen finden. In diese Richtung würde ich arbeiten, d.h. erstens Trotzerscheinungen, wenn Sie nicht absolut gegen den Strich gehen, zulassen und eher Trost, als Tadel aussprechen. Dabei allerdings die eigenen Vorstellungen nicht abgeben. Zweitens den Vater doch intensiver in das Erziehungsgeschäft mit einbinden, was voraussetzt, daß er bereit ist, seine wichtige Funktion in diesem Zusammenhang zu verstehen und zu akzeptieren. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.02.2004