Lieber Dr. Posth, mein Sohn, forumsgerecht erzogen, genau 2 Jahre alt, wird von mir und meiner Frau betreut, bislang keine Fremdbetreuung, nur gelegentlich die Großeltern. Meine Frau arbeitet an zwei Nachmittagen in der Woche, und ich kann zu diesen Punkten alles problemlos übernehmen, auch das Schlafengehen. Meine Frau stillt ihn noch, vor allem zum Einschlafen. Nun ist es seit kurzem so, dass er häufig nicht möchte, dass ich mit auf die Couch gehe, dass ich ihn küsse etc. Er schickt mich dann weg und Mama soll alles machen. Ich bringe mich sehr viel ein. Ein bisschen trifft es mich dann schon!Ist das ihrer Meinung nach eine Loslösungsthema oder altersbedingt? Er will gerade auch ständig alles bestimmen, es kann sogar sein, wer welche Banane essen soll! Viele Grüße und Dank voraus. Olaf
von
Februarkinder
am 17.02.2014, 07:28
Antwort auf:
Loslösung
Lieber Olaf, gerade das letzte, von dem Sie schreiben, zeigt, worum es Ihrem Sohn (2 Jahre) im Moment besonders geht, nämlich um das Bestimmen. Das aber ist altersentsprechend. Bestimmungsmacht ist für ein Kleinkind ein besonders hohes positives Attribut, sprich, das Kind wertet sich auf diese Weise auf und schafft sich eine gute Ausgangsposition für sein Selbst (das "wer bin ich"). Nun prallt aber Bestimmungsbedürfnis des KIndes auf elterliche Entscheidungen, was zu Konflikten führt. Das ist immer so. Und beim Bestimmen legen die Kinder dann auch gerne die Rollen für die Eltern fest. Also der Vater ist hierfür zuständig und die Mutter dafür. Offenbar fehlt Ihrem Sohn im Moment eine wenig die Mutter, so dass er, sobald sie verfügbar ist, ihr allen Aufgaben überträgt.
Vielleicht sind Sie im Moment auch ein bisschen zu stark rückbindend, was auch Väter sein können (Rückbindung s. gezielter Suchlauf). Ihr Sohn mag gerade nicht so viel Zärtlichkeit von Ihnen und weist Sie deswegen in Schranken. Auch das ist nichts Ungewöhnliches.
Die Kunst des Erziehens besteht darin, ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen zwischen Bestimmungsbedürfnis des Kindes und Entsheidungsmacht der Eltern. Das Kind nur in seine Schranken zu weisen (Grenzen setzen) ist auf jeden Fall ungünstig für die Selbstentwicklung. Hier muss in Zukunft ein Regelkonzept greifen (s. gezielter Suchlauf). Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.02.2014