Sg. Herr Dr. Posth!
Endlich scheint die Loslösung bei meinem Sohn (35 Mon.) so richtig in Gange gekommen zu sein. Tagsüber war Papa ohnehin schon lange gern gesehener Spielkamerad, seit Weihnachten wird er auch ausdrücklich sehr oft für das zu Bett bringen am Abend gewünscht. Tagsüber für den Mittagsschlaf ging es schon länger. Mir (schwanger) ist das sehr recht. Seit 2 Wochen "klebt" er förmlich an Papa. Wenn er aber einmal so richtig trotzt, dann muß unbedingt ich ihn trösten und beruhigen. Ist das deshalb, weil ich seine primäre Bezugsperson bin und er sich von mir löst ? Er trotzt aber auch manchmal bei Papa. Wie ist das zu deuten und wie weiß ich, ob die Loslösung vollzogen und wann sie "beendet" ist? Danke für ihre Arbeit. Ich lese Ihre Antworten sehr gerne (auch ihr Buch auch wenn es leider sehr wissenschaftlich geschrieben ist, wie wäre es mit einem Ableger ohne wissenschaft. Teil?) und hole mir Anregungen bzw. Bestätigung für mein Erzieherverhalten.
Mitglied inaktiv - 16.02.2009, 14:44
Antwort auf:
Loslösung und Trotz
Hallo, ja, das sind die Zeichen der Loslösung. Loslösung heißt ja nicht, dass die primäre Bindung zur Mutter verloren geht, sondern "nur", dass das Kind in die nächste Entwicklungsstufe zum eigenen, autonomen Selbst gelangt. Loslösung ist eine neue Form von Bindung mit Befreiung zum Selbst. Mutter und Vater bleibt im Seelenleben des Kindes fortan für immer repräsentiert. Das Kind kann jetzt wählen, ob es sich mehr zur Mutter zurückflüchten will oder den befreienden Part des Vaters bevorzugt. Je nach seelischer Befindlichkeit hat das Kind das, was es braucht. So läuft also alles ganz normal bei Ihnen und Ihrem Sohn.
Zu meinem Buch: ich stand vor der Wahl, ein ganz populäres Buch zu schreiben, das nur die Oberfläche dieser immens viel- und tiefschichtigen Prozesse in Leben des Kindes wiedergibt (und damit vielleicht mehr KäuferInnen hat), oder eins, das in die nötigen Tiefenschichten der seelischen Vorgänge vordringt und dazu auch die Wissenschaft bemüht. Ich habe den zweiten Weg gewählt, weil es -meines Wissens - kein einziges Buch auf dem (reichhaltigen) Markt gibt, das dieses leistet. All das muss aber gewusst werden, damit es auch richtig verstanden wird. Hier im Forum bemühe ich mich, die Darstellung der Entwicklungsprozessse aus dem Buch im wirklichen Leben anzuwenden und dabei noch einmal für jeden verständlich zu erklären. Eine bessere Möglichkeit, Theorie zu beweisen, gibt es eigentlich nicht. Fast 37.000 Antworten und damit sicher weit über 30.000 Fälle, und das über 6 Jahre, das schafft so schnell keine Längsschnittstudie. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.02.2009