Frage: Logopädischer Befund

Guten Morgen Dr. Posth, letzte Woche erhielt ich den ersten Bericht für unseren Sohn (3 3/4) von seiner Logopädin. Unter "Diagnose" steht dort, dass 1. sein auditives Gedächtnis leicht eingeschränkt sei, Probleme bereits ab 3 items. Außerdem ist er 2. z. T. auditiv unaufmerksam und fragt viel nach (was uns natürlich auch auffällt). Die Hörfähigkeit wurde getestet. Liegt bei 98 - 99%. Können sie mir besonders die 1. Diagnose genauer erläutern? Ich kann damit nicht besonders viel anfangen und möchte natürlich auch wissen, ob es dafür Fördermöglichkeiten gibt, oder ob es vielleicht auch ganz "normal" ist und sich von alleine geben kann. Meine Kinderärztin erholt sich z. Z. von einer Herz-OP, daher fehlt mir momentan ein "medizinischer Übersetzer". Vielen Dank für Ihre Antwort und einen schöne Woche noch. Gruß Sandra

Mitglied inaktiv - 25.09.2006, 08:27



Antwort auf: Logopädischer Befund

Liebe Sandra, es gibt im Gehör streng genommen drei Ebenen der Lautwahrnehmung. Erstens das physikalische Hören im Ohr (das verschwindet, wenn sie sich die Ohren zu halten). Zweitens die Wahrnehmung des Gehörten im Gehirn selbst, und zwar in den Hörzentren. Der zum Transport durch das Gehirn zerpflückte physikalische Reiz muß zum Laut oder zu vollständigen Wort wieder zusammengesetzt werden. Und drittens das Hörverständnis. Wie beim Sehen und allen anderen Sinneswahrnehmungen auch prüft das Gehirn sofort, ob es den neuen Reiz schon kennt oder nicht. Dem entnimmt das Gehirn die Bedeutung. Kennen Sie das Wort, verstehen Sie es, kennen sie es nicht, müssen Sie nachdenken, was es bedeuten könnte. Die auditive Wahrnehmungsproblematik liegt in den beiden Bereichen im Gehirn selbst. Das hat mit Intelligenz zunächst einmal nichts zu tun. Nur die Verarbeitung des Gehörten könnte darunter leiden. Für die "Förderung" und Behandlung ist Ihre Sprachttherapeutin zuständig. Dabei geht es viel um Konzentrationsübungen, genaues Zuhören und Verstehen der Wortinhalte. Eine optimale Förderung hierfür ist das Vorlesen zu Hause! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.09.2006