Lieber Herr Dr. Posth, soviel ich weiß soll man doch Linkshänder nicht auf Rechtshändigkeit umgewöhnen, da dadurch diverse Störungen entstehen können. Meine Mutter hat jedoch meinen ursprünglich linkshändigen Bruder als Kind dazu angehalten, rechts zu schreiben und zu essen - und das hat ihm nach Aussage meiner Mutter nicht geschadet, sondern sogar genützt, weil er jetzt mit beiden Händen sehr geschickt ist (er war auch in Schule und Beruf immer sehr erfolgreich). Nun meint sie, ich solle es mit meinem linkshändigen Sohn genauso machen. Meine Frage: Gibt es tatsächlich Kinder, denen die "Umerziehung" nicht schadet oder sogar nützt? Und wenn ja: wie erkenne ich, ob es sich bei unserem Sohn um ein solches handelt? Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mitglied inaktiv - 16.10.2006, 10:27
Antwort auf:
Linkshänder
Stichwort: Linkshändigkeit
Hallo, ca. 1/3 der Weltbevölkerung ist linkshändig veranlagt. Allein deswegen gibt es schon keinen Grund, ein Kind auf rechts umzuerziehen. Es mag Fälle geben, die diese Umerziehung verkraftet haben, wobei noch nicht darüber gesagt, wie diese Unschädlichkeit überhaupt nachgewiesen worden ist.
Wissenschaftlich erwiesen ist die Tatsache, daß ausgeprägte Linkshänder ihr Sprachzentrum im rechten Frontalhirn besitzen. Auch ihr Hörsprachzentrum ist auf der rechten Seite, allerdings im Schläfenhirn. Für die Vernetzung der beiden Zentren ist es leichter, in einer Hirnhälfte zu bleiben, denn sonst müssen alle Fasern auf etwas komplizierte Weise kreuzen. Dazu kommt, daß man bei der Umerziehung das Handlungsplanungszentrum, das sonst gleichseitig liegt (dominante Hemisphäre), vom Sprachzentrum zur anderen Seite entfernt. Die Dominanzverhältnisse im Gehirn könnten leiden. Daneben ist auch noch der mögliche psychische Schaden beim Drill zur anderen Seite zu berücksichtigen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.10.2006