Frage: Kritik

Hallo Dr. Posth, Ich hab Zweifel ob ihr Langtext und Ihrer Antworten Mütter nicht verunsichern. Sie suggerieren, dass man möglichst viel(Experten-)Wissen braucht um genau zu wissen was ein Baby braucht, das dann, wenn man sich kochrezeptartig daran hält ein "gutes" Kind wird. Sie vergessen in Ihren Beiträgen, dass es für eine gute Mutter-Kind Interaktion vor allem auch auf Authenzität ankommt, und ich denke nicht dass Müttern geholfen ist wenn Sie artig Ihre Ratschläge befolgen, es aber für sie selbst gefühlsmäßig nicht passt. Sie sollten statt dessen lieber die Eltern stärken und Ihnen vermitteln, dass sie als wahre Experten für Ihre Kinder, sich ruhig auf ihr Gefühl verlassen dürfen(resourcenorientiert). Fast Fahrlässig finde ich Ihre Diagnosen Richtung unsichere Bindung. Was meinen Sie damit zu erreichen? kann leider nicht "länger" argumentieren wg. Platzmangel. Grüße D. Schäfer (Sozialpädagogin, syst. Therapeutin in Ausbildung und Mutter von David 15M)

Mitglied inaktiv - 16.01.2006, 13:01



Antwort auf: Kritik

Liebe D. Schäfer, daß mein Langtext oder meine Antworten Mütter verunsichern würden, kann ich nicht wiederfinden. Im Gegenteil, immer wieder bekomme ich bestätigende Rückmeldungen und Antworten, die mir versichern, daß die Mütter mit meinen Anregungen sehr viel anzufangen wissen. Das Konzept (der emotionalen Integration) geht auch auf, was daran abzulesen ist, daß es eine eindeutige Übereinstimmung zwischen meinen Interpretationen und den geschilderten Verhaltensweisen und -auffälligkeiten gibt. Das gilt übrigens nicht nur für das Forum, in dem alles schriftlich erfolgt, sondern auch für meine Praxis, in der ich die Kinder erlebe und in ihrer Entwicklung mit verfolgen kann. Überhaupt ist mein Konzept alles andere als eine (wissenschaftliche) Kopfgeburt, dagegen wende ich mich ja selbst, sondern eine wissenschaftlich basierte Zusammenfassung ergebnisorientierter Anwendungsstudien. So gesehen also Praxis pur, und ich glaube, das spüren die Eltern hier im Forum und das macht seinen Erfolg aus. Die Eltern verstehen, wovon ich rede und schreibe, denn sie finden alle Gedanken und Interpretation von mir in dem Verhalten ihrer Kinder wieder. Der Vorwurf küchenrezeptmäßig meine Vorschläge und Anregungen zu platzieren, trifft nun wahrlich überhaupt nicht zu. Jedes Eingehen ist individuell, soweit ich das zeitlich und kräftemäßig schaffe. Und jede Besprechung erfolg auf psychodynamischer Basis und hat nicht mit linearer Interpretation zu tun. Wenn das stimmt, was Sie sagen, und Eltern die besten Experten für ihre Kinder auf pädagischem wie psychologischem Gebiet seien, dann frage ich mich, wo die ganzen Probleme herkommen. Und daß es eine Unmenge von Problemen gibt, das betätigt Ihnen doch jede Statistik. Denken Sie nur an das ADHS-Thema oder die Schrei- und Trotzproblematik der Säuglinge und Kleinkinder. Die Formulierung der unsicheren Bindung ist übrigens nicht meine Idee, sondern ein Ergebnis aus der Bindungsforschung. Daß unsichere Bindungen ein höheres Risiko für die weitere emotionale und psychosoziale Entwicklung des Kindes sind, hat unlängst wieder die aktuelle Evaluation der Mannheimer Längsschnittstudie ergeben. Mit den Ergebnissen der Neurowissenschaften befinde ich mich nebenbei gesagt in guter Übereinstimmung, und mein geistiger Rückhalt in der Kindermedizin wie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie schaffen mir eine gute Basis, die verschiednen Erkenntnisse zur Entwicklungspsychologie des Kindes zusammenzuführen. Ich denke, darin liegt die Stärke meiner Arbeit. Viele Grüße und kritisieren Sie nächste Woche ruhig weiter

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.01.2006