Frage: Krabbelstube Entwicklungseinfluss

Hallo, Sarah (20mon.) besucht seit 2 Wochen die Krippe.Und langsam kommen mir Zweifel. Sarah ist nun schon 4x schwer gestürzt weil auf die kleinen nicht aufgepasst bzw.es keine Unterstützung beim kletten und Rutschen gibt. Auch soll mein Kind lernen allein zu essen, d.h. bleibt sie nicht am Tisch oder schafft sie es nicht allein gibt es eben nichts mehr. Mir sagte man, umso größer der Hunger um so schneller lernen sie es. Aber Sarah schafft es nicht so richtig allein zu essen, da sie schnell die Lust verliert und ungeduldig wird. Mit dem Mittagsschlaf wird es so gemacht, will ein Kind nicht schlafen kann es spielen. Wobei ich immer dachte das Kinder mit 20 Mon. noch einen Schlaf brauchen. Sarah wird immer bockiger und verhält sich immer öfter zurückweisender. Sie will der Chef sein. Auch schläft sie immer schlechter ein, weint und spricht viel im Schlaf. Da ich keinerlei Vertrauen zu den Erziehern habe, ist es nicht doch besser sie bis ins Kindergartenalter zu Hause zu behalten? Ruth

Mitglied inaktiv - 17.09.2007, 12:46



Antwort auf: Krabbelstube Entwicklungseinfluss

Stichwort: Fremdbetreuung Hallo, wie Sie wissen, bin ich ein Skeptiker der frühen Fremdbetreuung. Allerdings lehne ich Sie nicht rundweg ab, und das schon gar aus einem "romantischen" Famlienbild heraus. Alle Klischees sind in dieser Frage fehlt am Platz. Trotzdem wird mit solchen in der Gesellschaft munter aufeinander eingedroschen. Jede frühe Fremdbetreuung bedarf eine detailierten Sachkenntnis über den Entwicklungsstand der Kinder im Alter unter 4 Jahren. Dazu kommt, daß das Bindungsprinzip Grundvoraussetzung aller sozialpädagogischen Maßnahmen sein muß. In die Bindung muß der Loslösungsprozeß miteinbezogen sein. Die Vorgaben führen zu der unabdingbaren Forderung nach sanfter Ablösung (s. gezielter Suchlauf). Zur Kenntnis der frühen emotionalen Zustände und kognitiven Fähigkeiten der Kleinkinder gehört das Wissen über die Selbständigkeitesbestrebungen und den Selbstbehauptungsdrang, die Sauberkeitsschritte, die Eßgewohnheiten, die Sprachentwicklung, die Wahrnehmungsfähigkeit und die Mentalisation der Gefühlsentwicklung. Daneben ist die Aufsichtspflicht, die Sie hier ansprechen nur ein Klacks. Summa summarum: die institutionelle Betreuung von Kleinkindern ist eine Aufgabe mit extrem hohem Verantwortungsgrad. Das wird leider oft ganz anders gesehen. Folglich wird die Arbeit auch sehr schlecht entlohnt und schnell kommt die Einschätzung auf: das kann doch jeder, das ist nichts Wert. Zu diesem Schluß kann aber nur derjenige kommen, der keine Kenntnisse über die komplizierten Zusammenhänge der frühkindlichen Entwicklung hat und in seiner Ignoranz meint, die frühe Fremdbetreuung sei so etwas wie ein Tellerwäscherjob. Das bei Fehlern im Rahmen dieser Tätigkeit schwere, oft lebenslange Störungen in der psychosozialen Entwicklung des Individuums verursacht werden können, wird in unverantwortlicher Weise geleugnet. In jedem Sportverein geht man da, was die Trainer angeht, sorgsamer vor. Dies ist nur ein allgemeines Statement, die Entscheidung, wie Sie mit Ihren Kindern weiter verfahren, kann ich Ihnen leider nicht abnehmen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.09.2007