Lieber Herr Dr. Posth!
In Ihrem Langtext "Das emotionale Bewusstsein"/ Teil 3 erwähnen Sie als moegliche Massnahmen der Eltern Schimpfen, Drohen und Auszeit aber nicht das was man meist als "liebevolle Konsequenz" bezeichnet (z.B. Kind weigert sich die Zähne zu putzen, also gibt es am nächsten Tag nichts Suesses etc.). Ab welchem Alter kann man denn solche Methoden anwenden bzw. ab wann kann man annehmen, dass ein Kind solche Konsequenzen als logische Folgen seines Tuns begreift? Ich meine v.a. ganz einfache Konsequenzen wie z.B: Kind wirft bei Tisch mit Essen, also stellen die Eltern den Teller ausser Reichweite des Kindes und fuettern es, obwohl es lieber selbst essen wuerde (die Eltern erklaeren dabei den Grund ihres Tuns dem Kind mit einfachen Worten).
Vielen Dank fuer Ihre Antwort!
Mitglied inaktiv - 25.06.2007, 00:29
Antwort auf:
Konsequenzen - ab wann?
Hallo, Konsequenzen des eigenen Handelns können Kinder erst dann erkennen und als Handlungsregulativ in ihrem Verhalten einbauen, wenn die kognitiven Voraussetzungen dazu vorhanden sind. Diese Voraussetzungen bestehen hauptsächlich in Ursache-Wirkungsbeziehungen. Sie bestehen aber auch in einfachen Vorstellungen von zeitliche Abläufen. Ein Beispiel: Das Kind will mit Sandalen draußen spielen, obwohl es stark geregnet hat, kalt geworden ist und die Straßen und Wege richtig naß sind. Aber es scheint wieder die Sonne. Es weigert sich also, die festen Schuhe anzuziehen. Das 2-3-jährige Kind kann noch nicht verstehen, daß die Nässe draußen Ursache für seine nassen Füße sein wird. Schon gar nicht vesteht es, daß es davon kalte Füße bekommt und sich veilleicht einen Schnupfen holt. Die Kausalzusammenhänge sind so noch zu kompliziert. Allenfalls versteht es, was die Eltern gemeint haben, wenn es dann in eine Pfütze getreten ist, die Socken naß sind und die Füße langsam kalt werden.
Oder nehmen wir Ihr Beispiel: Sie können Ihrer Tochter die Süßigkeiten entziehen, wenn sie sich nicht die Zähne putzt, aber verstehen kann sie die Konsequenzen nicht. Denn sie kann weder Süßigkeiten mit Karies zusammenbringen, noch Zähneputzen mit Schutz der Zähne. Dei einzige Wirkung solcher Erklärungen ist der belehrenden Tonfall, der dem Kind sagt, meine Eltern sorgen sich um mich.
Ganz einfach und unmittelbare Konsequenzen verstehen Kinder ab etwas 4 Jahren, kompliziertere und auf die Zukunft bezogenen frühestens im Schulalter. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 25.06.2007