Frage: Konkurrenz unter Brüdern

Hallo! Wir haben 3 Söhne, 7J., fast 4J und 17 Monate. Der zweite Sohn konkurriert im Moment extrem mit dem ältesten, d.h. er will alles, was der ältere darf etc. Da das nicht immer geht, kommt es häufig zu Frustration, die mit heftigsten Wutausbrüchen und/oder großer Trauerigkeit einhergeht. Gestern hat er sich vor lauter Anspannung sogar selbst in die Hand gebissen. Daher darf er gelegentlich dann doch Dinge, die eigentlich nicht gut für ihn sind. Die Überforderung zeigt sich dann in ähnlichen Symptomen wie bei der Frustration. Heute Abend hat er dann zwei Puppen genommen, die sich fürchterlich angeschrien haben- hinterher sagte er, das eine sei der ältere Bruder gewesen, der den anderen, der sei er selbst gewesen, ausgeschimpft hätte. Vorgestern sagte sein Opa zu ihm, wenn er erwachsen sei, dürfe er seinen eigenen Kindern Grenzen setzen- daraufhin sagte er "dann kann ich meinem Bruder endlich etwas verbieten" kurz: es scheint ein großes Problem zu sein. Haben Sie eine Idee dazu?

Mitglied inaktiv - 09.04.2007, 21:36



Antwort auf: Konkurrenz unter Brüdern

Stichwort Geschwisterrivalität und Streit Hallo, Geschwisterrivalität ist ein unvermeidliches Geschehen im Kinderzimmer. Bis zu einem gewissen Grade haben Sie als Eltern auch keinen Einfluß auf das, was die Kinder untereinander austragen. Das ist manchmal bitter einzusehen, aber Realität. Viel schwieriger wird das Ganze noch, wenn auch außerhäusige Einflüsse durch fremde Kinder und exklusive Gruppenbildungen dazu kommen. Dann spüren die Kinder zum erstenmal die "ganze Härte des Lebens". Wichtig für Eltern ist es, zunächst einmal mit Parteinahmen sehr zurückhaltend zu sein. Das Wichtigste ist Diplomatie. Darüberhinaus ist Deeskalation gefragt, autoritäres Eingreifen muß die Ausnahme bleiben. Jedes Kind leidet zunächst einmal egozentrisch, d.h. nur für sich. Im Geschwisterstreit scheint die Empathie zu verschwinden. Das liegt daran, daß Geschwisterstreit immer Kampf um die eigenen Persönlichkeitsrechte bedeutet. Unterliegen heißt also Verlust eingehen an wichtigen persönlichen Attributen. Oder anders gesagt, die eigene Wertigkeit leidet immer gleich massiv. Insofern ist es wichtig für alle Eltern, ganz viel Trost zu spenden und nicht immer aus pädagogischem Kalkül alles persönliche Leid zu relativieren. Denn dann fühlt sich das Kind ein zweites Mal zurückgestoßen. Wenn Kinder ihren Frust und ihren Zorn im Rollenspiel ausleben, dann ist das ein gute Möglichkeit, mit Gefühlen fertig zu werden. Sie sollten das anerkennen und unterstützen. Viele grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.04.2007