Frage: Komentar zum Thema KISS

Lieber Dr. Posth, mir stehen langsam die Haar zu Berge wenn ich Ihre Antworten zum Thema einseitig Haltung, Schiefhals, Kopfverformung, Entwicklungsverzögerung u.s.w. lese. Mein Sohn ist jetzt 10 Mon. und ich lese seit dieser Zeit auch Ihr Forum. Der Kleine hatte all die oben genanten Symptome. Da ich von Ihnen und Ihrem Kollegen nur gelesen habe KISS ist eine Modediagnose und reiner Blödsinn, habe ich ihrer Meinung vertraut. Als mein Sohn dann 8 Mon. wurde und trotzt Voltja keine Besserung eingetreten ist, bin ich mit ihm zu einen Spezialisten auf dem Gebiet KISS. Und Sie werden es nicht glauben nach dieser Behandlung war er wie ausgewechselt. Keine einseitige Haltung und Fortbewegung mehr, Die vorherige Entwicklungsverzögerung hat er aufgeholt, er ist sogar mittlerweile seinen Altersgenossen voraus. Außer die Kopfverformung, die sich aber auch langsam gibt, ist alles wie weggeblasen. Was ich mit all dem Sagen will, bitte hören Sie doch auf KISS als Blödsinn darzustellen. Es gibt bestimmt viele Mütter die sich davon genauso wie ich beeinflussen lassen und Ihren Kind gar nicht oder erst sehr spät helfen lassen. Und das finde ich Fruchtbar!!! Mein Kinderarzt war wenigstens so ehrlich und gab zu das er nicht weis was er von der Diagnose KISS zu halten hat und das er davon keine Ahnung hat. Bitte nehmen sie sich dies doch mal zu Herzen. M.f.g Bille

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 09:50



Antwort auf: Komentar zum Thema KISS

Lieber ?, Sie haben meine Antworten im Forum offenbar nicht aufmerksam genug gelesen. Daß das KISS-Syndrom eine Modediagnose geworden ist, steht außer Zweifel, aber nicht ich habe das behauptet. Das Wort Blödsinn entstammt auch nicht von mir, sondern eindeutig Ihrem Sprachgebrauch. Desweiteren beherzigen Sie bitte, was die Betreiber dieses Forums oben auf jede Seite schreiben. Eine Einzelfalldiagnose will und kann dieses Forum nicht ersetzen. Hier geht es um -wohlgemerkt- sehr fundierte, aber allgemein gehaltene Interpretationen, Besprechungen und Ratschläge auf der Basis einer relativ anonymen Arzt-Patienten-Beziehung. Die Themen bieten Sie selbst dazu an. Es gibt demzufolge keinerlei Garantie für die absolute Richtigkeit der Empfehlung, außer der, daß ihre sachliche Aussage an sich stimmt und mit der Meinung des Forumbetreibers natürlich übereinstimmt. Das KISS-Syndrom wartet noch auf seine kausale Entschlüsselung. Meines Wissens nach gibt es keine Studien, die die Atlastherapie beim Neugeborenen und Säugling mit einer adäquat durchgeführten, neurophysiologischen Therapie nach Vojta oder Bobath vergleichen und zum signifikanten Vorteil der ersteren abschließen. Das aber wird im Sinne der Evidenz Based Medizin heutzutage vorausgesetzt, um empfehlenswert zu sein und das mit gutem Grund. Kein Patient möchte doch Opfer einer unbewiesenen, weil aber im Einzelfall vielleicht erfolgreichen (und zugleich lukrativen), dennoch angewandten Therapie werden. Wir Ärzte, die wir in diesem Punkt unseren Beruf sehr ernst nehmen, werden uns hüten, eine solche Therapie zu empfehlen. Was außerdem an der Atlas-Therapie zu beargwöhnen und zu kritisieren ist, ist deren ungerechtfertigter Anspruch auf Ausweitung in die psychologische Behandlung. Daß Kinder mit organisch bedingtem Schiefhals vermehrt schreien, ist hinlänglich bekannt und wird grundsätzlich beachtet. Dafür gibt es geeignete Therapien. Die KG auf neurophysiologischer Basis zählt auch dazu. Aber der maßlose Anspruch, nahezu alle schreienden Säuglinge mit einer Handbewegung des Chiropraktikers in den Griff bekommen zu können und von ihrem Leid zu befreien, ist von Grund auf abzulehnen. Wie die in England geborene Behauptung vor gut 50 Jahren, alle schreienden Säugling hätten Koliken und das sei physiologisch und daher nicht weiter zu beachten, ist auch die Vorstellung des KISS-Syndrom nur wieder ein neuer Aufguß, antipsychologischer Eiferei. Auf diese Weise kommen wir, was die Eltern-Kind-Probleme bei Säuglingen mit schwierigen Temperament anbelangt keinen einzigen Schritt weiter. Wir verfielen zurück in die Hybris jener Zeiten, als alle Beschwerden der Menschen auf organische Ursachen zurückgeführt wurden. Das lag allerdings nur daran, daß die Menschen von der Psychologie so gut wie nichts verstanden. Daran hat sich Entscheidendes geändert, und zwar bis dahin, daß heute Körper und Seele in einer Einheit verstanden werden (Neurowissenschaften). Im Prinzip sehr zum Wohle der Menschheit. Und diesen Fortschritt wollen Sie wieder zurückführen in ein altertümlich mechanistisches Verständnis der menschlichen Funktionen? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ihre persönliche Erfahrung als Einzelfall will ich hier nicht in Abrede stellen. Aber solche plötzlichen Wunderheilungen ließen sich nie an anderen Patienten so einfach wiederholen, selbst wenn sie mehrfach vorgekommen sein sollten. Das ist gängiges Wissen. Insofern kann ich sie als Arzt auch nicht zum Maßstab meines Handelns oder meiner Empfehlungen machen. Ein letzter Tip. In der Zeitschrift Pädiatrie "hautnah" war im Jahr 2000 ein kritisch würdigender Artikel zum Thema KISS-Syndrom. Er ist einzusehen unter KISS-Syndrom bei google auf der 2. oder 3. Seite. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.05.2003



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Hallo, mein Sohn (9Monate)ist auch entwicklungsverzögert. Benutz fast nur die rechte seite und die linke Kopfhälfte ist etwas abgeflacht. War deiner ein Schreibaby? Es heisst ja, das Kinder mit Blockaden oder KISS viel schreien bzw weinen würden. Ich vermute das es sich um eine leicht blockade handelt Wäre nett wenn du mir antwortest VG Maja

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 14:00



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Halle Bine Nein, mein Sohn war kein Schreibaby. Er hat mit ca. 3 Wochen durch geschlafen und war immer ein sehr ausgeglichenes und zufriedenes Baby, er hat so selten geschrieen, das wir manchmal dachten er kann gar nicht schreien. Das war auch einer der Gründe warum ich nicht an KISS glauben wollte. Ob man das was er hatte (hat) jetzt als KISS bezeichnet oder anderes, ausschlaggebend war das man auf dem Röntgenbild ganz deutlich gesehen hat, das die oberen Halswirbel auf der rechten Seite andere abstände hatten als auf der linken. Das wurde durch einen leichten Impuls und nicht durch einrenken behoben. Das hört sich jetzt blöd an, aber in meinen Augen ist der Arzt, der mein Kind durch diesen leichten Impuls geholfen hat, sich richtig bewegen zu können, ein Heiliger. Bin überzeugt, hätte ich weiter nicht an KISS geglaubt und weiter auf so einige KÄ vertraut die ein immer sagten "Das wird schon werden", wäre mein Sohn jetzt nicht so weit wie er jetzt ist und vor allen hätte er durch die einseitige Belastung später evtl. Probleme mit der Wirbelsäule bekommen. Übrigens: mit 8 Mon. hat er sich grade mal angefangen vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt zu drehen, hat versucht zu Robben in dem er sich über einen linken Arm geschoben und dabei das rechte Bein benutz hat. 1 Tag nach der Behandlung konnte er richtig Robben und in den Vierfüßlerstand gehen, was er vorher gar nicht konnte. Hat kurz danach angefangen sich selbstständig hinzusetzten. Mit 9 Mon. konnte er dann perfekt krabbeln und im Bärengang laufen. Jetzt ist er 10 Mon. und fängt an zu laufen!!! Das ist für mich ein wahres Wunder. Wenn du dir nicht sicher bist, kann ich dir nur den Rat geben, gehe zu einem Spezialisten, der sich mit KISS auskennt. Sollte es bei deinem Kind nicht der Fall sein, dann hast du wenigstens Gewissheit alles getan zu haben. Alles Gute Bille

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 15:29



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Und man sollte sich auch nicht davon abschrecken lassen, das die Behandlung nicht von der Krankenkasse bezahlt wird. Das ganze hat 36 Euro gekostet.

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 15:36



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Vielen Dank für Deine Antwort. Luca ist auch kein Schreibaby, so wie Deiner meist fröhlich und ausgeglichen. Dann werde ich mich mal erkundigen, wo es hier Spezialisten gibt. Also die 36€ sind es mir wert, für das wohl meines Kindes würde ich alles machen :-) Lg Maja

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 17:53



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Hallo, mein Sohn ist zwar erst 4,5 Monate, aber auch ein Kiss-Kind. Glücklicherweise hat meine KInderärztin das bei der U2(am 6. Tag)festgestellt und ihn gleich behandelt. Die ersten Tage hat er gar nicht getrunken, so dass ich ihm mit eienr Spritze die Milch einträufeln mussst, und er hat nur geschrien und später nur geschlafen und war nur unter größten Mühen wachzubekommen. Nach der Behandlung war er wie ausgewechselt und das Stillen klappte auf einmal, da er nun auch richtig liegen konnte. Heute mit 4,5 Monaten hat er keinerlei Beeinträchtigung mehr, er dreht sich munter hin und her über beide Seiten und ich bin wirklich froh, dass meine Kinderärztin an KISS "glaubt". Lieben Gruß Stina

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 19:39



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Hallo, auch ich rege mich immer auf, wenn ich hier und auch bei Kinderärzten die Meinung zu diesen Symptomen höre. Mein Sohn war auch ein KISS-Kind, entstanden ist das KISS durch eine Zwangslage im Uterus. Deshalb war er auch kein Schreikind, er ist schon total schief im Mutterleib gewachsen und aus dem Grund hatte er scheinbar keine Schmerzen. Wenn die Halswirbel der Kinder unter der Geburt verschoben werden, haben die Kinder deshalb Schmerzen und sind daher häufig Schreibabys. Man muss es sich ja nur mal bei sich selber vorstellen, solche Schmerzen hatte wohl jeder irgendwann mal im Leben. Im Sozialpädriatrischen Zentrum, wo wir heute noch alle paar Monate zur Kontrolle hingehen, sagte die Leiterin, dass die meisten Kinder als KISS-Kinder zur Welt kämen und sich bei den meisten nach ein paar Tagen die Halswirbel von alleine korrigieren würden, bei manchen Kindern ist aber Nachhilfe in Form des Impulses notwendig. Ich antworte allen Zweiflern, die mir gerne mit dem Argument kommen, dass es sowas früher doch auch nicht gab, mit einem Zitat unseres Spezialisten: Der großköpfige Zweibeiner überfordert die Evolution! Ich hoffe, dass das bald bei allen Kinderärzten ankommt! Marina

Mitglied inaktiv - 08.05.2003, 21:42



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Hallo liebe(r)?, noch einmal kurz zur "Wunderheilung": Die wird gar nicht so wundersam gewesen sein. Vermutlich wurde durch die Vojta-Therapie das Grundproblem neurophysiologisch beseitigt, so daß es im Endeffekt lediglich einer kurzen manualtherapeutischen Intervention bedurft hatte, um den Erfolg zu sichern. Letzteres imponierte, aber die leider immer etwas mühevolle neurophysiologische Therapie war eigentlich ausschlaggebend. Noch einmal viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.05.2003