Frage: Können Sie mir sagen was plumpen Plexus bedeutet?

Hallo.. ich bin immer wieder froh, das es dieses Forum gibt.. Nun zu meinem Anliegen.. ich war mit meinem Sohn, 11,5 Wochen alt stationär im KH, zur Abklärung v.a. Schlafapnoe, hat sich Gott sei Dank alles nicht bestätigt.. organisch war alles ok, bis auf das Hirnsono.. da hiess es er hat einen plumpen Plexus.. aber keiner sagte was dies sei.. können sie mir da weiterhelfen? Dann wurde festgestellt das er leichte Strecktendenzen und leichte Entwiklungsverzögerungen hat.. sprich er hat seine Körpermitte wohl noch noch nicht wahrgenommen..und kann den Kopf in Bauchlage zwar gut halten , aber er stützt sich mit den Armen nicht ab..Die Neurologin fragte ob er auf uns reagieren würe, ich bejahte. Nun mache ich mir Gedanken.. Muss ein 11 Wochen altes Kind schon immer den Kopf einer zu sprechenden Person drehen? Das macht er nämlich nicht immer.. Er reagiert sofort auf Rasseln und lacht oft..und hält auch Blick nur dreht er nicht sofort den wenn Personen sprechen.. Danke

von Schamine am 09.05.2011, 08:46



Antwort auf: Können Sie mir sagen was plumpen Plexus bedeutet?

Hallo, wenn von Plexus im Gehirn die Rede ist, kann nur der Plexus chorioideus gemeint sein. Leider heißt er so kompliziert. Er macht etwas ganz einfaches, er produziert nämlich das Hirnkammerwasser oder Liquor cerebrospinalis. Die alten Anatomen konnten eben noch richtig Latein. Daher die vielen schönen Namen für ganz einfache Dinge. Wussten Sie, dass der Tränengang vom Auge zur Nase Ductus nasolacrimalis heißt? Klingt wie der Leidesweg Christi, finde ich. Da geht es ja auch um Tränen. Aber zurück zu Ihrem Anliegen. Der Plexus ist eine Struktur im Gehirn, die die Ultraschaller immer gut sehen können auf ihren Geräten. Daher sprechen sie davon, aber eine besondere Aussage hat das nicht, egal ob plump oder "elegant". Es sei denn, der Säugling hätte einen Hydrocephalus (Wasserkopf), was bei Ihrem Sohn ja nicht der Fall ist. Nun zu den Strecktendenzen. An dem Wortanhang "Tendenzen" können Sie schon erkennen, dass das nur ein momentane Beobachtung ist und sonst erst einmal nichts. Es gibt kleine Säuglinge mit einem hohen Muskeltonus und größerer Schreckhaftigkeit, die neigen zu Überstrecfkungen weil die Rückenmuskulatur im Vergleich die stärkste im Körper ist. Säuglinge, die sich aufregen und schreien, überstrecken sich auch, ohne dass das pathologische Bedeutung hätte. Die Köpermitte finden Säuglinge zunächst in der Querachse mit etwa 3-4 Monaten durch den Reifungsschritt der symmetrischen Halsstellreflexe (SHR) im Mittelhirn, die einen etwas früher, die anderen etwas später. Sie sehen das daran, dass der Säugling in Rückenlage sein Becken hebt, die Knie und Beine ins Visier nimmt und sich mit dem Oberkörper aufrichten möchte. Auffällig wird der Säugling dann, wenn er stattdessen den Rücken überstreckt und den Kopf samt Schultern nach hinten zieht. In der Bauchlage zieht der Säuglinge seine Beine an und hebt sein Köpfchen bis auf Sichthöhe. Dabei zieht er die Arme bis zu den Ellenbogen an und stützt sich damit erst einmal ab. Etwas später streckt er die Beine wieder und streckt die Arme zum Abstützen durch (5-6-Monate). Alles das werden Sie bei Ihrem Sohn feststellen. Bei der Vorsorge U4 prüfe ich alle diese Lagereaktionen samt der Vojta-Lagen. So kann man sofort sehen, dass sich ein Säugling statomotorisch in die richtige Richtung entwickelt. Ein seitengerichtetes Hören kann man erst mit 4-6 Monaten feststellen. die Bahnenverbindungne im Gehirn müssen bis zur Thalamusebene gereift sein und die Verbindungen zur Kopfhaltemuskulatur geschlossen. Vorher geht das nicht. Wenn Ihr Sohn auf Rasseln reagiert und Ihnen in seinem Plauderton antwortet, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Hoffentlich lesen "Ihre" Neuropädiater hier mit. Viele Grüße und danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.05.2011