Frage: Kleinkind gibt den Ton an

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, nach langem Suchen habe ich in meinem Umkreis Menschen gefunden, die ihr Baby nicht zum Einschlafen schreien liessen, die es im Familienbett haben schlafen lassen, kurz, die sehr auf ihr Kind eingegangen sind, was auch unserem Erziehungsstil enstpricht. Nun ist das Kind 1 1/2 und die Trotzphase beginnt und ich beobachte, dass immernoch sehr auf es eingegangen wird bzw. es eigentlich den Ton angibt.Es "kommandiert" die Eltern und sagt was sie wo hinlegen sollen, was ein- oder ausgeschaltet werden soll, wann sie trinken sollen und dass. Beim Spazierengehen möchte es weder laufen noch im Wagen sitzen sondern getragen werden (und setzt sich durch Trotzen durch) und meckert, wenn stehengeblieben wird, so dass sie immer "weitergehen müssen".Frage: Kann das einem Kind schaden? Welche Auswirkungen hat es? Wir setzen in unserer Erziehung viel mehr Grenzen bzw. geben Struktur vor und versuchen dabei nicht "aus Prinzip starr" zu sein.Was ist richtig?Und warum?Danke

Mitglied inaktiv - 09.02.2009, 09:58



Antwort auf: Kleinkind gibt den Ton an

Stichwort Regelkonzept und Grenzsetzung Hallo, wenn ich Sie richtig verstehe, sprechen Sie von Ihrem Kind, obwohl Sie es mit "es" bezeichnen. Auch ist mir nicht ganz klar, ob Sie das Nicht-schreien-lassen des Kindes in Säuglingszeit mit seinem Selbstbestimmungsbedürfnis in der Kleinkindzeit in Beziehung setzen wollen. Wie dem auch sei, ich sehe darin keine ursächlichen Beziehungen. Das Selbstbestimmungsbedürfnis mit 1 1/2 Jahren ist Ausdruck der Selbstentwicklung und gehört zur Findung der eigenen Authentizität. D.h. "Ich", Wille und Handeln finden zueinander. Wie sich die Eltern darauf einstellen, ist eine zweite Sache. Keineswegs müssen Eltern alles "mitmachen". Das Kind hat ja keine genaue Kenntnis davon, was es mit seinem Willen alles auslösen und beeinflussen kann. Das wiederum sagt ihm die Umwelt mit ihren Widerständen. Dazu zählt auch der elterliche Wille, der dem Kind dabei ein Konzept zu liefern hat, wie der Alltag miteinander gut funktionieren könte. Das nenne ich das Regelkonzept (s. gezielter Suchlauf). Je klarer und verständlicher die Regel ist und je durchschaubarer und von Respekt vor dem Kind gekennzeichnet die elterlichen Reaktionen, desto einfach kann das Kind diese Regel akzeptieren lernen. Der Widerstand verschwindet dann automatisch und der Trotz hält sich in einem erträgliche Maß. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.02.2009