Frage: kleiner Dickschädel

Guten Tag, unser an sich sehr liebevolle und aufgeweckte Sohn ist 13 Monate alt. Er hat früher sehr viel geschrien und hatte schon immer einen sehr grossen Dickschädel. Doch seit einigen Tagen ist er total durch den Wind und wir als Eltern genauso. Seit einer Woche kann er alleine kürzere Spaziergänge durch die Wohnung machen, sprechen tut er noch nichts, er ist aber sehr aufmerksam und versteht wohl alles. Gelingt ihm etwas nicht sofort gelingt oder ich muss ihm etwas verbieten, streckt er sich energisch im Kreuz durch, schreit mit Tränen, trampelt mit den Füssen auf den Boden. Ich weiss dann nicht, wie ich bei so einem Trotzanfall reagieren soll. Meist nehme ich ihn dann auf den Arm, da er immer wieder die Hände nach mir ausstreckt. Aber auch auf dem Arm streckt er sich durch, dass ich ihn fast nicht halten kann, beruhigt sich aber schnell. Handle ich so richtig oder sollte ich ihn liegen lassen? Ist Ablenken richtig oder sollte er seinen Frust "direkt" am Objekt auslassen dürfen? Ich erkläre ihm dann immer, warum er dieses nicht darf oder noch nicht kann, doch er hört scheinbar überhaupt nicht zu, schreit lieber weiter. Solche Wutausbrüche kommen manchmal auch aus heiterem Himmel, dann will er an der Hand laufen, wieder frei, doch wieder auf den Arm - aber nichts ist ihm recht und er schreit los. Ist das tatsächlich schon die Trotzphase? Wie soll ich vorgehen? Haben Sie mir einen Literaturtip? Wieso begannen diese Anfälle von einem Tag auf den anderen? Haben Sie eine Idee, womit das zusammenhängt? Vielen Dank für Ihre Geduld und entschuldigen Sie den langen Text! Liebe Grüsse

Mitglied inaktiv - 02.06.2003, 16:17



Antwort auf: kleiner Dickschädel

Liebe Nadine, was Sie beobachten, ist sicher z.T. Wut über sein Mißlingen. Da "muß er aber durch". Natürlich können und sollten Sie ihn trösten und ablenken, was allerdings, wie Sie ja längst erkannt haben, nicht immer hilft. Warum? Das hängt mit der Willensbildung des Menschen zusammen. Dieser Wille wird jetzt in der nächsten Zeit entscheidend mit an der Loslösung und Entwicklung hin zum Selbst gestalten. Dadurch wird das Verhalten ganz deutlich beeinflußt. Die Willensäußerungen der Kinder sind unterschiedlich stark, was charakterlich vergegeben zu sein scheint. Außerdem hat der Wille etwas mit den Emotionen zu tun, was kompliziert ist. Bei manchen Kinder wird der Wille fast hinderlich. In diesem Zusammenhang spürt das Kleinkind wiederum sein Versagen, nämlich das, seinen Willen nicht bezähmen zu können. Das endet ebenso in einem Wutanfall wie das Mißlingen einer Tat. Nur hier können die Eltern die Ursache nicht richtig erkennen, was die Sache so schwierig macht. Ruhe, Besänftigung, Erklärungen auf einfachste Weise und immer wieder Trösten sind die Aufgaben für die Eltern in einer solchen Situation. Wichtig ist zu erkennen, daß a) auch das Kind leidet und b) keine Provokation dahinter steckt! Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.06.2003