Frage: Kleine Simulantin

Hallo Dr Posth, Ich habe kein heikles Problem allerdings doch eins, was uns täglich beschäftigt. Und zwar haben wir hier zu hause eine kleine Simulantin. Meine Tochter(4) klagt täglich über Bauchweh oder zeigt mir alte Wunden für die sie gern ein Pflaster hätte. Wie reagiere ich am besten auf so etwas? Ich hab schon versucht Ihr eine Wärmflasche zu machen, gesagt sie soll sich ausruhen...oder auch mit totaler ignoranz. Ihr auch schon versucht zu erklären wenn sie mir so oft damit kommt das ich es ihr nicht glaube, wenn sie dann mal wirklich Bauchweh hat. Letzte Woche hat sie Ihre Show im Kindergarten gebracht, dabei geht sie gern dort hin. Vielleicht möchte sie alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Wie ich schon schrieb...ich möchte nur wissen wie ich am besten darauf reagiere...denn ich kann mit Gewissheit sagen das sie EIGENTLICH nichts hat... Ich bedanke mich im vorraus. VG Heike

Mitglied inaktiv - 29.05.2006, 13:49



Antwort auf: Kleine Simulantin

Liebe Heike, die ständige Demonstration alter Wunden, meist verbunden mit dem Bedürfnis, ein Pflaster zu bekommen, ist unter Kleinkindern weit verbreitet. Eine Verletzung, und sei sie auch noch so banal, ist für ein Kind ein beeindruckendes Ereignis. Noch beieindruckender ist die Tatsache, daß ein anderer, Mutter, Vater oder Arzt, den zugefügten Schaden am eigenen Körper beseitigen kann. Gerade die sichtbaren "Schäden", wenn sie auch noch bluten, werden fortan wochenlang zelebriert und das angenehme Gefühl des Tröstens und der Beseitigung muß immer wieder nacherlebt werden. Dieses Nacherleben hat prägenden Charakter, denn es führt dirket zu einem prosozialen Verhalten. Also die selbstgemachte Erfahrung wird "sich gemerkt" und an anderen Kindern, denen Ähnliches widerfährt, ausgeübt. Sicher gibt es Kinder, die das Ganze ein wenig übertreiben. Das mag etwas mit deren Charakteranlagen zu tun haben. Gut ist es immer, wenn man sein Kind dahingehend ablenkt, daß es selbst Versorgerfunktion bei seinem Übergangsobjekt (Puppe oder Teddybär) spielerisch auslebt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.05.2006