Frage: kindliche Anorexie

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, Bei meiner 3 jährigen Nichte wurde die Diagnose kindliche Anorexie gestellt und sie wurde für einen stationären Aufenthalt in ein Spezial Zentrum für essgestörte Kinder und Jugendliche überwiesen. Die Wartezeit ist jedoch einige Monate lang. Das Kind ist nichts, trinkt nur Milch und verabscheut jegliche Art des Essens. Haben sie einen Tipp für uns was wir zusätzlich machen können? Wie ist die Prognose nach so langer Zeit? Die Problematik fing im Säuglingsalter an. Momentan besteht noch kein Mangel, da sie Nahrungsergänzungsmittel erhält. Ich danke Ihnen

von Marmita am 20.10.2014, 09:49



Antwort auf: kindliche Anorexie

Hallo, in diesem Alter spricht man eigentlich noch nicht von Anorexie sondern von frühkindlicher Essstörung. Für Anorexie gibt es feste Kriterien hinsichtlich des body-mass-index. Essstörungen sind wie Schlafstörungen große Schwierigkeiten in der frühkindlichen Entwicklung. Ob ein Aufenthalt in einer Klinik für essgestörte Kinder schon für ein so kleines Kind geeignet ist, bleibt fraglich. Fragen Sie nach, ob dort überhaupt so kleine Kinder aufgenommen werden. Werden sie es, dann nur mit der Mutter. Was ich aus Ihrem Schreiben heraushöre, ist das Problem durch den ständigen Milchkonsum entstanden. Nur fest Kost wird wahrscheinlich abgelehnt. Das Kind bleibt dadurch in Regression verfangen (s. gezielter Suchlauf), denn Säuglinge werden hauptsächlich mit Milch ernährt, ohne dass man das für eine Störung hält. Da Milch aber ein vollwertiges Nahrungsmittel ist, kann Beikost oder Zufüttern nur aufkosten des Milchkonsums gehen. Das ist bei Ihrer Nichte vermutlich ausgeblieben, und da liegt dann die Ursache für das entstandene Beziehungsproblem. Berichten Sie einmal, wie Ihre Schwester zurecht gekommen ist und was gemacht worden ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 24.10.2014