Frage: Kind wendet sich ab

Ich bin alleinerz. Mutti und habe ein sehr gutes/enges Verhältnis zu meinem Sohn (16 Monate). Klar muß ich die letzte Zeit öfters schimpfen, da er alles anstellt, aber ansonsten ist das Verhältnis sehr gut. Die letzt Zeit allerdings fällt mir auf, daß wenn Leute dazukommen, ich absolut abgeschrieben bin. Er rennt gleich weg von mir und lässt sich wirklich von jedem auch von fremden Personen auf den Arm nehmen. Wenn meine Eltern da sind ist es ganz aus - dann will er gar nicht mehr zu mir. Ich kenne das halt nicht und weiß nicht, ob ich was falsch gemacht habe, oder das Verhalten ganz normal ist. Was meinen Sie ? Zuneigung bekommt er genug, wobei er eigentlich auch kein Schmusekind ist. Vielen Dank, für ihren Rat Svenja + Tom

Mitglied inaktiv - 18.02.2004, 09:31



Antwort auf: Kind wendet sich ab

Liebe Svenja, denken Sie noch einmal an das Phänomen der Loslösung, das ich hier im Form schon oft besprochen habe. Im zweiten Teil über das emotionale Bewußtsein steht auch sehr viel dazu. Da Sie alleinerziehend sind, fehlt Ihrem Sohn die "dritte Person" zur Loslösung. Das ist übrigens ein Problem aller Alleinerziehenden. Das Kind kann sein Problem dann nur so lösen, daß es andere Familienmitglieder zur Loslösung "entleiht", die ihm den Vater ersetzen. Notfalls tun es auch sympathische fremde Personen, wenn sich nicht durch eine unsichere Bindung zur Mutter starke Fremdenangst aufgebaut hat. Solche Kinder werden eher scheu und schüchtern und können sich dann nur schwer von der Mutter lösen. Um dann doch noch zu ihrem autonomen Selbst zu kommen, müssen Sie bei der Mutter heftigen Widerstand üben und kräftig trotzen. Gelingt auch das nicht, sieht es schlecht für die weitere Persönlichkeitsbildung aus. In Ihrem Fall scheint aber alles in Ordnung zu sein, und Sie müssen das Verhalten Ihres Sohnes (auch wenn Sie selbst jetzt so etwas wie Verlustangst verspüren) gutheißen. Er wendet sich nicht ab, sondern er folgt seinen natürliche Drang, über andere, ihm autonom erscheinende Menschen, zur eigenen Autonomie zu kommen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.02.2004